Bad Liebenwerda. In Zeiten der Pandemie treibt es viele raus in die Natur. Wälder, Wiesen und auch die DBU-Naturerbefläche Prösa erleben einen bisher ungewohnten Besucherandrang – auch aufgrund ihrer Nähe zu Dresden und Berlin. „Wir können gut verstehen, dass die Besucherinnen und Besucher der Fläche die einmalige Natur in der Prösa erleben möchten – besonders in diesen Zeiten. Doch das birgt auch Gefahren für die sensible Tier- und Pflanzenwelt. Daher bitten wir alle Besucher mitzuhelfen, ihre heimische Natur zu schützen“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Naturschutz aus gutem Grund
Die rund 3.300 Hektar (ha) große DBU-Naturerbefläche ist als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet und zudem als Naturschutzgebiet Forsthaus Prösa ausgewiesen. Das hat gute Gründe: Die Fläche umfasst große alte Traubeneichen-Komplexe und zwei rund 400 ha große Offenlandareale, die sich durch weiträumige Heideflächen und Trockenrasen auszeichnen. Diese besonderen Lebensräume werden außerhalb von Schutzgebieten immer seltener. So auch die darauf spezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie Auerhuhn, Heidelerche, Wiedehopf und Ziegenmelker, die hier noch einen Lebensraum finden.
Ungestörte Brut ermöglichen
Die weitläufigen Heideflächen sollen bodenbrütenden Vögeln wie der Heidelerche einen geeigneten Nistplatz bieten. „Die Nester im Gras sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Bei stetigen Störungen durch Menschen und freilaufende Hunde können die sensiblen Vogelarten ihre Gelege aufgeben und die Eier kühlen aus“, erklären die Revierförster Michael Schütze und Jens Pietrzak vom Bundesforstbetrieb Lausitz. Im Auftrag der DBU Naturerbe betreuen sie die Fläche vor Ort. Derzeit gingen jedoch viele Flächenbesucher auf dem Grünland abseits der ausgewiesenen Wege spazieren oder ließen dort ihre Hunde spielen.
Müll, Zigarettenstummel und Trockenstress
Ob bei der Waldarbeit oder durch Hinweise von Spaziergängern – immer wieder entdecken Mitarbeitende der Bundesforstbetriebe als Dienstleister im DBU Naturerbe wilde Müllkippen und müssen diese teils mit erheblichem Aufwand entsorgen: Sperrmüll, Plastiktüten, achtlos weggeworfene Taschentücher, zurückgelassene Alu-Grillschalen, belasteter Bauschutt und Grünabfälle landen im Wald statt in der Tonne und auf dem Wertstoffhof. „Wer meint, Müll in der Natur ist in Deutschland kein Thema, der irrt gewaltig“, betont Belting. Auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit rund 70.000 Hektar sei Abfall in der Landschaft gerade auch zurzeit ein großes Ärgernis. Dabei sind Grünabfälle keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Dazu Belting: „Pflanzliche Abfälle in Naturschutzgebieten können diese überdüngen und noch dazu Samen von Pflanzen eintragen, die in den DBU-Naturerbeflächen überhaupt gar nichts zu suchen haben, da sie natürlicherweise dort nicht vorkommen.“ Hinzu kommt: Über manchmal sogar belasteten Bauschutt können Gifte ins Grundwasser eindringen. Außerdem wird Plastikmüll nicht vollständig abgebaut und stellt über Jahrzehnte eine Gefahr für Tiere und Kleinstlebewesen dar, wenn sie ihn aufnehmen oder sich darin verheddern. „Auch Zigarettenkippen haben in der Landschaft nichts zu suchen – zumal sie bei den von Trockenheit geschädigten Bäumen schnell zu Brandsatz werden könnten“, betont die Fachliche Leiterin. Auch heiß gelaufene Autos sollten nur auf ausgewiesenen und dafür vorbereiteten Parkplätzen, nicht auf trockenem Gras, abgestellt werden, da auch dies ein Feuer entfachen könnte.
Trockenheit macht sich bemerkbar
Die geringen Niederschläge der vergangenen drei Jahre haben auf dem Grünland und im Wald ihre Spuren hinterlassen. Vor allem Kiefern sterben ab, Schädlinge wie der Prachtkäfer und Kiefernborkenkäfer haben ein leichtes Spiel. Für Pietrzak - Leiter des Forstreviers Dreieichen - bedeuten die angeschlagenen, teils abgestorbenen Bäume immens viel Arbeit. „Wir kommen unserer Verkehrssicherungspflicht stetig nach, wenn etwa Stämme Wanderwege versperren oder trockene Äste die Sicherheit an Straßen gefährden. Das nimmt jedoch viel mehr Zeit in Anspruch als vor der Dürreperiode“, so Förster Pietrzak. Von den Spaziergängern sei daher etwas Geduld gefordert. Die Flächeneigentümerin möchte die Natur auf naturverträgliche Weise erlebbar machen. Doch das Nationale Naturerbe wie auch andere Naturschutzgebiete und ihre Schützlinge leben davon, dass Menschen der Tier- und Pflanzenwelt Raum und Ruhe lassen. Belting: „Wir laden alle ein, die Landschaft hier von den freigegebenen Wegen aus zu erkunden und mit angeleinten Hunden die Ruhe zu genießen. Wir bitten aber darum, den Müll wieder mitzunehmen und nicht unachtsam einen Waldbrand zu riskieren.“
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Herongen: Bundesforstbetrieb Lausitz T. 03576-25310