Prora. Wer derzeit die Feuersteinfelder auf Rügen besucht, stößt auf kleine Gruppen, die mit Handsägen, Hacken und Astscheren unterwegs sind. Bis zum 18. Oktober entfernen die rund 50 Helfer aus ganz Deutschland in Handarbeit Birken- und Kiefernverjüngung, Stockausschläge und Moose aus den vor rund 4.000 Jahren angespülten, kieselgroßen Steinablagerungen. Organisiert wird dieser Einsatz von der DBU Naturerbe GmbH, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), und dem Verein Bergwaldprojekt. „Wir möchten, dass sich auch in Zukunft Menschen an diesem einzigartigen Relikt der Eiszeit erfreuen können. Die Teilnehmer des Projektes leisten hierzu einen großen persönlichen Beitrag“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Geschäftsführer der DBU-Tochter, die als Eigentümerin die Entwicklung auf der DBU-Naturerbefläche Prora verantwortet.
Fachkundige Anleitung in der Biotoppflege
Projektförster Jonathan Schüppel, Bergwaldprojekt e. V., und Revierleiter Frank Bölke, Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz, leiten die Helfer auf der Naturerbefläche fachkundig in der Biotoppflege an. „Da wir nun schon im dritten Jahr in Folge die Feuersteinfelder entbuschen, können wir deutliche Erfolge erkennen“, sagt Bölke. Auch bei dem zweiten Einsatzort, den Orchideenwiesen, lohne sich der Einsatz. Zuerst werde per Hand gemäht und dann das Mahdgut abtransportiert, damit der Boden nährstoffarm bleibe. „Das ist eine gute Voraussetzung für eine reich blühende Orchideenwiese im kommenden Jahr“, so Bölke. Außerdem werde dort die Erlenverjüngung an der Wurzel gekappt.
Intensives Naturerleben und schöne Gemeinschaft
Für den Einsatzleiter Schüppel ist die Arbeit mit den ehrenamtlichen Naturschutzfreunden jedes Mal ein spannender Prozess. „Das gemeinsame Interesse an der Natur verbindet die Menschen und schafft eine schöne Gemeinschaft“, ist seine Erfahrung. Auch die Einsatzorte, wie hier die DBU-Naturerbefläche Prora, seien spannend und bieten trotz der aufwändigen Arbeit ein intensives Naturerleben. So sei es auch zu verstehen, dass viele der Naturschutzfreunde wiederholt einen Teil ihres Jahresurlaubs für einen Einsatz investierten. Neben der praktischen Arbeit werde es auch einen Exkursionsnachmittag geben, an dem die vielfältigen Aspekte des Waldes und deren Bedeutung für den Menschen von den fachkundigen Betreuern näher beleuchtet würden.
Landschaftliche Vielfalt auf der Naturerbefläche
Die am Kleinen Jasmunder Bodden der Insel Rügen gelegene DBU-Naturerbefläche Prora ist 1.894 Hektar groß. Sie umfasst den Großteil der zwischen Binnenbodden und Ostsee gelegenen Landzunge „Schmale Heide“. Feuchtheiden und Heidemoore mit seltenen Orchideen, Erlenbrüche und Röhrichte im Ufersaum des Boddens bieten einen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Eine geologische Attraktion sind die im Norden gelegenen Feuersteinfelder. Hier lassen sich der Seeadler und die Heidelerche sowie die Kreuzotter beobachten. Drei Viertel der Fläche sind bewaldet. Besonders wertvoll sind die noch großflächig erhaltenen alten Laubwaldbestände, in denen schützenswerte Greifvögel, Spechte und Fledermäuse ihre Heimat finden.
DBU Naturerbe GmbH - erhalten und entwickeln von Lebensräumen
Die DBU-Naturerbefläche Prora ist eine von 47 Naturschutzflächen in Deutschland, die die DBU-Tochter seit 2009 sukzessive vom Bund übernimmt. Auf den insgesamt rund 60.000 Hektar – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Die Naturerbe-Tochter der DBU versteht sich als Treuhänderin für das Nationale Naturerbe und will es möglichst in einem verbesserten Zustand nachfolgenden Generationen übergeben.
Mit dem Verein Bergwaldprojekt in die Natur
Der Verein Bergwaldprojekt bringt mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland jedes Jahr über 1.400 Menschen in die Natur. 2014 finden 85 Projektwochen an 42 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt. Ziel der Einsätze ist es, durch die ehrenamtliche praktische Arbeit, die in Gruppen unter professioneller Leitung durchgeführt wird, die Situation der Ökosysteme an den konkreten Projektstandorten zu verbessern, die Zusammenhänge in der Natur hautnah zu erleben und die Abhängigkeit des Menschen von den natürlichen Lebensgrundlagen zu erkennen.