Ochtrup. Die Hausgräfte von „Haus Welbergen“ in Ochtrup ist erfolgreich saniert, die Zukunft des Denkmals nach jetzt vorliegenden Erkenntnissen gesichert. Mit einem neuen Rieselfeld als „biologischem Filter“ am Zulauf der Gräfte konnte die Qualität des überdüngten Wassers aus dem Gauxbach so deutlich verbessert werden, dass die akut drohende Verlandung gebannt ist. Josef Feldmann, Abteilungsleiter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit 108.000 Euro förderte: „Der mit der Gelben Teichrose überwucherten Gräfte drohte das Umkippen und Verlanden. Die Luft hätte das Fundament aus Holzpfählen – normalerweise im Wasser gut konserviert – angegriffen. Das Fundament hätte sich dann zersetzt.“ Die Gräfte wurde vom starken Bewuchs befreit, der Faulschlamm abgetragen und durch das Rieselfeld der Nitratgehalt im Gräftenwasser um über 93 Prozent verringert. Die Bertha Jordaan-van Heek Stiftung als Besitzerin freut sich über die nachhaltige Sanierung des alten Adelssitzes.
Konkrete Handreichungen für ähnliche Sanierungsvorhaben
„Das Projekt zeigt, wie umweltfreundliche und zugleich kostengünstige Sanierungen historischer Wasserburgen möglich sind“, zeigte sich Feldmann beim heutigen Ortstermin erfreut. Mit dem Abschlussbericht könne man nun interessierten Personen und Institutionen konkrete Handreichungen für ähnliche Sanierungsvorhaben zur Verfügung stellen.
Nährstoffe sorgten für explosionsartiges Wachstum von Wasserpflanzen
„Das Gräftensystem wird durch den Gauxbach gespeist, der unter landwirtschaftlicher Überdüngung leidet. Das nährstoffreiche Wasser hat in der Gräfte zu einem explosionsartigen Wachstum von Wasserpflanzen geführt, die sich nach dem Absterben in große Mengen Faulschlamm verwandeln. Das hat die Wasserqualität weiter verschlechtert“, erläuterte Dr. Gerold Caesperlein vom Ingenieurbüro U Plan GmbH aus Dortmund die Problematik. In der Hausgräfte seien im Sommer 2007 – bedingt durch die direkte Einspeisung aus dem Gauxbach – noch sehr hohe Nährstoffeinträge festgestellt worden, die über dem 20- bis 30-Fachen des natürlichen Wertes gelegen hätten.
Rieselfeld als "biologischer Filter" senkt Nährstoffeintrag
Im Rahmen des DBU-Projektes habe man daraufhin an der alten Bleiche – bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden weiße Textilien nach dem Waschen zur Farberhaltung in der Sonne ausgelegt und so gebleicht – ein so genanntes Rieselfeld eingerichtet: „Das Wasser fließt nun vor der Einleitung in die Gräfte durch das dicht mit einzelnen Süßgräsern und Binsen bewachsene Rieselfeld, das als ’biologischer Filter’ die Wasserbelastung deutlich senkt. Die Pflanzen nehmen die Nährstoffe aus dem Wasser auf und verwerten sie, das gereinigte Wasser fließt anschließend in die Gräfte“, erklärte Caesperlein das Verfahren. Im Juli eines jeden Jahres, wenn die Pflanzen die meisten Nährstoffe in Biomasse gebunden haben, werde die Bleiche gemäht und das Mähgut entfernt. So habe man die Konzentration von Nitrat und Nitrit im Wasser jeweils um über 90 Prozent senken können, bevor die Pflanzen in der Hausgräfte auf diese Stoffe zurückgreifen und dadurch wieder wuchern könnten.
Neues Wasserführungskonzept erleichtert Pflege
„Das neue Wasserführungskonzept erleichtert die Pflege und sichert den Fortbestand dieses besonderen Denkmals“, freute sich Heinz Hermann Baumeister, geschäftsführender Vorstand der Bertha Jordaan-van Heek Stiftung. Neben der DBU-Förderung habe man selbst ebenfalls umfangreiche Eigenmittel und Spenden aus der niederländischen Stifterfamilie Jordaan-van Heek für das Projekt aufgebracht.
Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 24497): Heinz H. Baumeister, Bertha Jordaan-van Heek Stiftung, Telefon: 02553-972728, Telefax: 02553-9720935