Bielawa/Breslau. Auf deutschen Dächern glitzern Solaranlagen schon vielfach in der Sonne. Auch in Polen wächst das Bewusstsein für die erneuerbare Energiequelle. Nicht nur Verbraucher, auch angehende Installateure interessieren sich vermehrt für die Nutzungsmöglichkeiten dieser Technik. Für eine qualifizierte Ausbildung entstand mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stadt Lingen in dem kleinen Ort Bielawa in Niederschlesien 2001 die erste Solarschule Polens. Mittlerweile hat sich aus dem Pilotprojekt ein Zentrum für regenerative Umwelttechnik entwickelt. Für seine landesweite Vorbildfunktion wird es heute mit dem Umweltfreundschaftspreis des Polnischen Zentrums für Bildung und Förderung von Umweltprodukten (Breslau) und der Fachzeitschrift Ekonatura ausgezeichnet. „Bis 2020 will Polen seinen Anteil an erneuerbaren Energien auf 15 Prozent erhöhen. Das Zentrum leistet der Erfüllung der EU-Vorgabe Vorschub“, erklärt DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.
Mustereinrichtung bietet Fachqualifizierung für Handwerker, Ingeniere und Techniker
Aus den Händen von Ekonaturas Chefredakteur Ryszard Gruszczynski nimmt der Direktor des Zentrums, Grzegorz Reganowicz, den Preis heute an der Universität für Naturwissenschaften in Breslau entgegen. Die Mustereinrichtung in Bielawa bietet Handwerkern, Ingenieuren und Technikern Fachqualifizierungen und Arbeitsgruppen rund um das Thema erneuerbare Energien. An Demonstrationsanlagen wird Wissen zur Nutzung von Solartechnik, Biomasse und Wärmepumpen praxisorientiert vermittelt. Studenten und Doktoranden können eigene Forschungsvorhaben durchführen. Rund 1.000 interessierte Besucher verzeichnet das Zentrum im Jahr.
Stein- und Braunkohle als Energielieferanten zunehmend ablösen
Angeschlossen an das Projekt ist auch die Berufsbildende Schule von Bielawa. „Nach enger Zusammenarbeit des Zentrums mit dem polnischen Bildungsministerium ist das Berufsbild ‚Techniker für Anlagen und Systeme regenerativer Energien’ nun landesweit offiziell anerkannt worden“, freut sich Brickwedde. Die Ausbildung ist jetzt auch Bestandteil des schulischen Lehrplans in Bielawa. „Die heranwachsenden Generationen werden mit dem Wissen ausgestattet, um Stein- und Braunkohle als Hauptenergielieferanten vermehrt durch umweltschonende Varianten abzulösen“, so Brickwedde. Eine weitere Solarschule ist nach dem Vorbild Bielawas in Konin, in der Woiwodschaft Großpolen, mit finanzieller Unterstützung der DBU entstanden.
Projektinitiator deutsche Partnerstadt Lingen - durch Zusammenarbeit Wissen vernetzen
Die Initiative für den Aufbau einer Solarschule in Bielawa ging bereits Ende der 90er Jahre von der deutschen Partnerstadt Lingen aus. Auch in der Gewerblich Berufsbildenden Schule Lingen liegt ein Schwerpunkt in der Umwelttechnik. Ein regelmäßiger Austausch und gute Zusammenarbeit prägten das Verhältnis der beiden Institutionen seit Jahren, betont der DBU-Generalsekretär: „Dadurch wird Wissen vernetzt und die Völkerverständigung gestärkt.“
DBU unterstützte bislang 330 umweltentlastende Projekte in Mittel- und Osteuropa
Das Projekt in Bielawa hat die DBU im Rahmen ihres siebenjährigen Programms zur Vermittlung erneuerbarer Umwelttechnik gefördert. Mit insgesamt 3,1 Millionen Euro wurden von 1994 bis 2001 Demonstrationsanlagen an 56 schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen finanziell unterstützt. Der Schwerpunkt lag beim Aufbau solarthermischer und photovoltaischer Anlagen. Neben Projekten in Deutschland erhielten drei Vorhaben in Polen und eins in Lettland einen DBU-Zuschuss. Insgesamt hat die DBU bisher in Bielawa vier Projekte mit rund 400.000 Euro gefördert. In die mittel- und osteuropäischen Staaten flossen bisher rund 43 Millionen Euro an DBU-Mitteln in 330 Projekte.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 04038/52): Wieslawa Dyki, DBU-Sonderbeauftragte für Polen, Telefon: 0048/713213431 oder 0173/2074132