Entwicklungsplan für den Pöllwitzer Wald steht

DBU Naturerbe legt Naturschutzmaßnahmen für die kommenden zehn Jahre fest
Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall haben das Waldbild auf der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald in den letzten Jahren stellenweise sichtbar verändert. Hier lassen sich nun natürliche Walddynamiken beobachten, die zukünftig ohne menschliche Eingriffe ablaufen sollen.
© Tobias Leikauf/DBU Naturerbe

Zeulenroda-Triebes/Langenwetzendorf. Wer an Naturschutz denkt, denkt vielleicht daran, wie einzelne, selten gewordene Arten gehegt und gepflegt werden. Auf der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald im Thüringer Vogtland geht es aber nicht vorrangig um Artenschutz, sondern vorrangig um den Schutz von Lebensräumen insgesamt. „Der Pöllwitzer Wald ist gemeinsam mit angrenzenden Wäldern eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Region. Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall haben das Waldbild in den letzten Jahren stellenweise sichtbar verändert. Hier lassen sich nun natürliche Walddynamiken beobachten, die zukünftig ohne menschliche Eingriffe ablaufen sollen. In anderen Bereichen des Waldes helfen wir für mehr Strukturvielfalt und die Etablierung von Mischwäldern durch forstliche Eingriffe nach“, erklärt Tobias Leikauf von der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung hat der Bund die Fläche als Teil des Nationalen Naturerbes 2015 an die Stiftungstochter aus Osnabrück übertragen. Wie die Naturschützer die knapp 1.900 Hektar große Fläche in den kommenden zehn Jahren schützen und weiterentwickeln wollen – das beschreiben sie in dem jetzt fertiggestellten Naturerbe-Entwicklungsplan. 

Die DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald ist knapp 1.900 Hektar groß und gehört seit 2015 zum Nationalen Naturerbe.
© DBU Naturerbe

Ehemaliger Truppenübungsplatz dem Naturschutz gewidmet

„Grundsätzlich wollen wir strukturarme Forste zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln, um sie langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Im Gegensatz dazu werden wir die offenen Lebensräume, die durch die ehemalige militärische Nutzung entstanden sind und ein Nebeneinander von Heide, Borstgrasrasen und Magergrünland aufweisen, aktiv offenhalten und durch Beweidung pflegen“, betont Leikauf, Projektverantwortlicher für den Naturerbe-Entwicklungsplan Pöllwitzer Wald. Leikauf hat gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen im DBU Naturerbe sowie dem Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge den Entwicklungsplan erstellt und mit den Behörden von Bund und Land abgestimmt. Ein langwieriger Prozess: Externe Büros kartierten zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erhoben Daten zum Waldzustand und erfassten auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten entwickelte das Projektteam die Wegeführung für die Öffentlichkeit sowie die geplanten Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für die Öffentlichkeit, die der Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge beispielsweise mit Schaffung gestufter, strukturreicher Waldränder als Lebensraumelement für verschiedene Artengruppen oder mit der Entfernung von aufwachsenden Gehölzen im Offenland umsetzt. In den nächsten Jahren werden Maßnahmen zur Wiedervernässung der Moore im Fokus stehen. „Im Pöllwitzer Wald finden sich sogenannte Mulden-Moore, die sich über sehr lange Zeiträume in zahlreichen flachen Geländemulden entwickeln konnten und maßgeblich zur Struktur- und Lebensraumvielalt im Wald beitragen. Doch über viele Jahrzehnte hinweg wurden sie durch ein kilometerlanges und weit verzweigtes Grabennetz entwässert oder aufgeforstet. Um die Moore zu renaturieren und den Wasserhaushalt im Pöllwitzer Wald zu stabilisieren, werden wir die Gräben an vielen Stellen verschließen“, erläutert Leikauf. Die Wiedervernässungsmaßnahmen werden über das EU-kofinanzierte Programm zur Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL) des Landes Thüringen gefördert.

Tobias Leikauf (l.) hat gemeinsam mit Henning Schneidereit (r.) und dem DBU Naturerbe-Team sowie dem Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge den Naturerbe-Entwicklungsplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt.
© Gesa Wannick/DBU Naturerbe

DBU Naturerbe hat 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen

Die ersten ihrer 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar hat das DBU Naturerbe 2008 vom Bund übernommen. Schritt für Schritt wird für jede DBU-Naturerbefläche ein spezifischer Entwicklungsplan geschrieben. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir erarbeiten die Vorschläge für die geplanten Naturschutzmaßnahmen, aber ohne die Zustimmung der beteiligten Behörden sowie die Mitarbeit landwirtschaftlicher Betriebe wäre die Umsetzung nicht möglich“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.

Hinweis an die Redaktionen: DBU Naturerbe-Jahresbericht 2023 gerade veröffentlicht – Natürlicher Klimaschutz im Fokus

Der DBU Naturerbe Jahresbericht 2023 setzt einen Fokus auf Maßnahmen im natürlichen Klimaschutz und auf die Naturschutzplanungen in Wald, Offenland und Feuchtgebieten. Weitere Details wie ausgewählte Zahlen zu den DBU-Naturerbeflächen in Sachsen-Anhalt und den wirtschaftlichen Entwicklungen der Stiftungstochter finden sich zum kostenlosen Download unter www.dbu.de/JahresberichtNaturerbe2023.

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