Freiburg. „Mit seiner integrierenden Persönlichkeit hat Rainer Grießhammer erfolgreich die Lösung umweltpolitischer Probleme vorangebracht. Besonders sein Einsatz für eine nachhaltige Produktions- und Konsumwelt hat dazu beigetragen, dass sich das Leitbild der Nachhaltigkeit im Alltag der Menschen verankert hat. Ob als Wissenschaftler, Publizist oder öffentlicher Vermittler: Grießhammer hat die Umweltdebatte in Deutschland entscheidend beeinflusst und lebt das Prinzip der Nachhaltigkeit an jedem einzelnen Tag.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2010 der DBU an den Mitgeschäftsführer des Öko-Instituts (Freiburg), Dr. Rainer Grießhammer (57). Von Bundespräsident Christian Wulff wird Grießhammer die Auszeichnung am 31. Oktober in Bremen entgegennehmen. Sein Preisgeld: 245.000 Euro.
Seit 30 Jahren Impulsgeber am Öko-Institut - in der Forschungsarbeit und als Geschäftsführer
Grießhammer personifiziere die erfolgreiche Arbeit des gemeinnützigen Öko-Instituts, in dem er seit 30 Jahren arbeite – wechselnd als ehrenamtliches Vorstandsmitglied, Geschäftsführer, Forschungsleiter und Publizist. „So setzte er sowohl in der Forschungsarbeit als auch in der Organisation der Institution wichtige Impulse. Das Öko-Institut hat sich zu einer der führenden Umweltforschungs- und Beratungseinrichtungen in Deutschland entwickelt. Das ist auch dem unermüdlichen Einsatz von Rainer Grießhammer zu verdanken“, betonte Brickwedde.
Chemiepolitik erster Arbeitsschwerpunkt
Als promovierter Chemiker sei seine wissenschaftliche Disziplin auch sein erster Arbeitsschwerpunkt gewesen. Schon früh habe er erforscht, wie sich Chemikalien auf die Umwelt auswirken und sich mit Chemikaliengesetzen und der Altstoff-Verordnung beschäftigt. Er habe sich für eine neue Chemiepolitik eingesetzt und den gesellschaftlich veränderten Umgang mit Chemikalien unterstützt. Von 1992 bis 1994 war der gebürtige Karlsruher Mitglied in der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt – Wege zum nachhaltigen Umgang mit Stoff- und Materialströmen“ des Deutschen Bundestages. Hier habe ihn vor allem ausgezeichnet, dass er die Diskussion versachlicht und die fundierte Auseinandersetzung gefördert habe.
Mit Produktkampagne EcoTopTen Meilenstein für nachhaltigen Kosum gesetzt
Ein weiteres Anliegen Grießhammers sei der produktbezogene Umwelt- und Klimaschutz. So sei sein Name eng verknüpft mit der Einführung von Ökobilanzen. Ob Haushaltsgeräte, Kunststoffe oder Textilien – Grießhammer habe Methoden mitentwickelt, um für die Konsumenten Produkte hinsichtlich ihrer umweltrelevanten und wirtschaftlichen Aspekte besser bewerten zu können. Mit der Produkt-Nachhaltigkeits-Analyse PROSA (Product Sustainability Assessment) und der darauf basierenden Kampagne EcoTopTen habe der Umweltwissenschaftler „wichtige Meilensteine“ gesetzt, die auch den Herstellern bei der Verbesserung ihrer Produkte helfen, so Brickwedde.
DBU will Umdenken von Unternehmen fördern - Unterstützung des innovativen Projekts
Im Rahmen von EcoTopTen würden etwa Produkte bewertet und gelistet, die rund 60 Prozent der bundesdeutschen Umweltbelastungen verursachten und auch einen Großteil der Ausgaben im Haushalt umfassten. Für unterschiedliche Waren – von Fertighäusern über Spülmaschinen bis hin zu Fahrrädern und Fernsehern – lege das Öko-Institut Innovationsziele fest und verbreite sie an interessierte Unternehmen. Die haben dann die Möglichkeit, ihre Produkte weiter zu optimieren. Sind ihre Waren besonders innovativ und weisen eine gute wirtschaftliche und ökologische Bilanz auf, werden die Produkte von EcoTopTen empfohlen. Das Projekt sei bei Kunden mittlerweile auf großes Interesse gestoßen, so dass Unternehmen mit der Auszeichnung durch die Kampagne bereits werben würden. Auch die DBU sei von dem innovativen Ansatz überzeugt und fördert EcoTopTen im Rahmen des Projekts „Energieeffizienz jetzt!“ mit rund 200.000 Euro.
Erfolgreicher Vermittler gegensätzlicher Positionen
Darüber hinaus habe sich Grießhammer in der Diskussion zum Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) engagiert, der bei der Herstellung von Produkten entsteht – dem sogenannten carbon footprint oder Kohlendioxid-Fußabdruck eines Produktes. Dazu habe das Öko-Institut unter Beteiligung von zehn Unternehmen, Umweltorganisationen und der Kommunikationsagentur Thema 1 ein großes Projekt ins Leben gerufen. Ziel sei es, einheitliche Bewertungskriterien zu entwickeln. Auch hier habe Grießhammer eine tragende Rolle eingenommen. „Grießhammer ist nicht nur ein ausgezeichneter Wissenschaftler. Mit seiner integrierenden Persönlichkeit schafft er es, zwischen gegensätzlichen Positionen erfolgreich zu vermitteln“, betonte Brickwedde. Nicht zuletzt deswegen sei er zu einem visionären Vorreiter auf dem Gebiet der fachübergreifenden Umweltforschung geworden und habe die Kooperation von Unternehmen und Umweltverbänden stärken können.
Grießhammers Einsatz für Umweltschutz geht über Arbeit am Öko-Insitut hinaus
Auch über die Arbeit am Öko-Institut hinaus zeichne Grießhammer seine engagierte wissenschaftliche Arbeit aus. So war er in den Jahren 2004 bis 2008 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats „Verbraucher- und Ernährungspolitik“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Seit 2003 nimmt er Aufgaben als stellvertretendes Mitglied im Kuratorium der Stiftung Warentest wahr und ist auch im Kuratorium von Utopia, dem Internetportal für strategischen Konsum.
Seine Bestseller motivieren Verbraucher zu umweltschonenderem Verhalten
Mit seinen Büchern wie dem Bestseller „Öko-Knigge“ und dem „Klima-Knigge“ wende sich Grießhammer mit großem Erfolg direkt an die Verbraucher. Er gebe darin praxistaugliche Vorschläge, wie jeder seine eigene Klima- und Umweltbilanz verbessern könne. In „Ätzend. Ein Chemiebuch“ überzeuge er zudem mit seinen didaktischen Fähigkeiten, indem er beispielsweise humorvoll beschreibe, wie der Chemiker Mendelejew, der Erfinder des Periodensystems, Ordnung in eine Schulklasse von Atomen bringen möchte. „Es gelingt ihm, die Menschen zu begeistern und für ein ökologisches Alltagshandeln gewinnen zu können. Damit trägt er zur Umorientierung in wesentlichen gesellschaftlichen Bereichen bei“, erklärte Brickwedde. Für den DBU-Generalsekretär ist Grießhammer „ein vielseitiger Vordenker, Forscher und Vermittler des Umweltschutzes, wie er für unsere Gesellschaft unerlässlich ist: Ein Visionär des nachhaltigen Konsums wie wir ihn brauchen.“
Kontakt: Öko-Insitut e.V., Merzhauser Straße 173, 79100 Freiburg, Telefon: 0761/4529550, Fax: 0761/4529588