Ein Prosit auf den Umweltschutz: Mehrweglösung für Wein und Sekt
Sortieranlage ermöglicht Wiederverwendung von Wein- und Sektflaschen - "Bielefelder Modell" könnte bundesweit Schule machen - DBU förderte
Gütersloh. Was für Bier selbstverständlich ist, könnte bald auch für Wein gelten: In einem Modellprojekt ist es gelungen, ein praxistaugliches Mehrwegsystem für Wein- und Sektflaschen aufzubauen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Bielefeld hat die Gesellschaft für Wein- und Sektflaschen Recycling (WSR, Marienfeld) eine Sortieranlage für die wegen ihrer verschiedenen Formen und Größen problematischen Flaschen entwickelt. Nun können sie von den Kellereien wiederverwendet werden. "Die Umweltentlastung ist beachtlich", sagt Franz-Peter Heidenreich, Experte bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit rund 93.000 Euro unterstützt hat. "Das Recycling einer Flasche kostet etwa eine Kilowattstunde Energie, das Sortieren und Spülen dagegen nur 0,1 Kilowattstunde." Mit der durch das Bielefelder Modell eingesparten Energie könnten jedes Jahr über 300 Dreipersonenhaushalte mit Strom versorgt werden.
Zwei Milliarden leere Flaschen jährlich
Rund 20 Liter Wein trinkt jeder Bundesbürger pro Jahr. Doch von den jährlich anfallenden zwei Milliarden leeren Flaschen werden nach Angaben des Umweltbundesamtes nur 25 Prozent (2002) mehrfach verwendet. Denn im Unterschied zu anderen Getränken wie Wasser oder Bier werden Wein und Sekt nicht über einen regionalen Fachgroßhandel vertrieben, der die Logistik des Leergut-Rücktransportes einschließt. Das Ergebnis: "In anbaufernen Gebieten gibt es die vor 40 Jahren überall verbreitete Mehrwegflasche für Wein und Sekt kaum noch", so DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.
Flaschen werden nach 70 Kriterien sortiert
In der Gütersloher Anlage werden Flaschen nun nach 70 Kriterien sortiert. Auch ein großer Teil internationaler Flaschen kann wiederverwendet werden. Der Rest - zum Beispiel seltene Sonderflaschen - wird nach Farben sortiert und dem herkömmlichen Altglas-Recycling zugeführt. "Wenn es in mehreren Ballungszentren vergleichbare Sammel- und Sortierzentren für ganze Flaschen gäbe, könnte sich in Deutschland ein leistungsfähiger Sekundärmarkt für Flaschen und andere Glasverpackungen entwickeln", sagt Andreas Uhlen, Geschäftsführer von WSR.
Sortieranlagen immer in Zentren des Weinverbrauchs
Doch macht der Transport der leeren Flaschen zu den Winzern die Umweltentlastung nicht wieder wett? "Nein", sagt Brickwedde. "Nach dem Gütersloher Modell liegen Sortieranlagen immer in Zentren des Weinverbrauchs. So können die Spediteure Wein aus den Weinbauregionen liefern und ohne zeitaufwendige und umweltbelastende Umwege gebrauchte Flaschen auf dem Rückweg mitnehmen."
Arbeitsplatz mitarbeiterfreundlicher
Die neue Sortieranlage hat noch einen weiteren Vorteil: Bislang wurden die angelieferten Flaschen von Hand sortiert. Die Arbeitsbedingungen waren durch Lärm, Staub und ungünstige Körperhaltungen stark belastend. Nun ist der Arbeitsplatz mitarbeiterfreundlicher, wenngleich der Mensch für die Endbewertung unverzichtbar bleibt.
Ansprechpartner für weitere Informationen (AZ 05210/02): Andreas Uhlen, Geschäftsführer Wein & Sektflaschen Recycling GmbH (WSR), Telefon (05247) 98 03 0.