Osnabrück. „Wir leisten uns eine Lebensmittelverschwendung gigantischen Ausmaßes: In Deutschland landen jedes Jahr etliche Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Diesen ökologischen, volkswirtschaftlichen und sozialen Irrsinn müssen wir stoppen“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Das ganze System von der Herstellung über den Handel bis zum Verbraucher müsse hinterfragt werden. Wichtig sei es, die Ursachen von Lebensmittelverlusten zu erkennen und ganzheitlich etwas zu verändern. Bottermann: „Allein wegen der Tatsache, dass weltweit rund 800 Millionen Menschen hungern, zahlen wir mit dieser Verschwendung einen sehr hohen Preis – völlig unnötig.“ Denn in Deutschland müssten viele Lebensmittel nicht im Müll landen, wenn Verfahrens- und Handlungsweisen sowie gesetzliche Vorgaben überdacht und optimiert würden.
Konsumverhalten hat internationale Auswirkungen
„Die öffentliche Debatte bedarf dringend eines Perspektivwechsels – weg von Schuldzuweisungen hin zu einer konstruktiven gesellschaftlichen Debatte“, sagt Bottermann weiter. Und: „Wir müssen wieder dahin kommen, dass die Mittel zum Leben wertgeschätzt werden.“ Unser Konsumverhalten habe auch internationale Auswirkungen, „wenn Erdbeeren aus Spanien, Äpfel aus Neuseeland oder etwa Fisch aus China gekauft und damit auch Anbau-, Arbeits- und Haltungsbedingungen in weit entfernten Teilen der Erde beeinflusst werden“.
Interaktive Ausstellung "ÜberLebensmittel" und Studie zu Lebensmittelverlusten
Neben zahlreichen fachlich und finanziell geförderten Projekten hat die DBU jetzt eine interaktive Ausstellung mit dem Titel „ÜberLebensmittel“ entwickelt. Eröffnet wird sie am 11. August in Osnabrück. Hintergründe, überraschende Einblicke, aber vor allem Lösungsvorschläge, wie sich trotz begrenzter Ressourcen – also aller natürlichen Lebensgrundlagen und Rohstoffe einschließlich Luft, Wasser und Boden – und veränderter Ernährungsgewohnheiten eine stetig wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft gesichert und ausgewogen ernähren kann, werden präsentiert. Darüber hinaus wurde jetzt eine von der DBU beauftragte Studie veröffentlicht, die einen Überblick über die Situation der Lebensmittelverluste und -abfälle im Einzelhandel, in Krankenhäusern, Kantinen und in der Gastronomie sowie in Privathaushalten verschafft. Daraus lasse sich zum Beispiel ableiten, dass nur durch Änderung des Managements rund 40 Prozent weniger Lebensmittel weggeworfen werden müssten.
Hinweis an die Redaktionen: Die Studie „Situationsanalyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Verbraucherverhalten (SAVE)“ steht als PDF-Dokument unter https://www.dbu.de/643publikation1412.html zum Download zur Verfügung.