Deutscher Umweltpreis für Praxis-Pioniere

DBU zeichnet Franziska Tanneberger und Thomas Speidel aus
Zum 32. Mal vergibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) 2024 den Deutschen Umweltpreis – dieses Jahr an Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger und Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel.
© Peter Himsel | DBU

Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger wird dieses Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für herausragende wissenschaftliche Arbeit über die Rolle der Moore beim Schutz von Klima und Biodiversität ausgezeichnet.
© Markus Große Ophoff | DBU

Osnabrück. Zwei Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft werden dieses Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geehrt: Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger (46) aus Greifswald und Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel (57) aus Nürtingen bei Stuttgart teilen sich den Preis von insgesamt 500.000 Euro. Er zählt zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas und wird jährlich von der DBU vergeben, 2024 zum 32. Mal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht den Preis am 27. Oktober in Mainz.

Strategische Weitsicht und in Gummistiefeln mit Landwirten

„Innovationskraft, strategische Weitsicht und wirtschaftlicher Wagemut zeichnen Thomas Speidel aus“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Er ist ein Wegbereiter für klimaschonende Elektromobilität.“ Moorforscherin Tanneberger entwickelt laut Bonde „auch in Gummistiefeln gemeinsam mit Landwirten Nutzungsperspektiven. Moorschutz und Moornutzung sind für sie kein Widerspruch. Sie setzt sich für zukunftsfähige Nutzung nasser Moore ein.“

Diplom-Ingenieur Thomas Speidel erhält dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für Innovationen in der E-Mobilität.
© Ansgar Pudenz

„Wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende“

Der dreifache Familienvater Thomas Speidel hat als Geschäftsführer der ads-tec Energy innovative batteriegepufferte Hochleistungssysteme entwickelt, die als Multi-Tool „wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende“ (Speidel) fungieren. Sie ermöglichen etwa das Stromtanken binnen Minuten statt Stunden. Eine Motivation: der rasche, flächendeckende Ausbau der derzeit noch recht überschaubaren Ladeinfrastruktur – eine Voraussetzung, damit die umweltfreundliche E-Mobilität mehr Akzeptanz erreicht und so der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) durch optimalen Einsatz erneuerbarer Energien verringert wird. Die günstigeren Gesamtkosten der Elektromobilität für alle erfahrbar zu machen, werde entscheidend zum Erfolg beitragen und das in der Europäischen Union (EU) ab 2035 bei Neuzulassungen vorgesehene Verbrennerverbot lösen, so Speidel. Auch Deutschland hat ehrgeizige Vorgaben: bis 2030 bundesweit die Zulassung von 15 Millionen E-Fahrzeugen sowie die Installation einer Million öffentlicher Ladepunkte – in beiden Fällen nahezu eine Verzehnfachung. Hinzu kommt das Klimaschutzgesetz, wonach Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als gebunden werden können. Kurzum: E-Mobilität ist ein entscheidender Hebel für die Verkehrs- und Klimaschutzziele.

Box mit Weitblick: Der diesjährige Träger des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Diplom-Ingenieur Thomas Speidel, lehnt am E-Auto-Schnellladesystem ChargeBox, entwickelt von ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart, dessen Geschäftsführer Speidel ist. Der Kniff: Superschnelles Stromtanken in Minuten ist für E-Fahrzeuge auch an schwachen Netzen möglich. Im Hintergrund die Schwäbische Alb.
© Klaus Jongebloed | DBU

Batterie-Speichersysteme zum Schnellladen von E-Fahrzeugen nach dem Prinzip eines WC-Spülkastens

Die batteriegepufferten Schnelllader sind laut Speidel flexibel an Straßen, Firmengebäuden, in Wohngebieten ohne Garagen oder Wallboxen sowie in urbanen Ballungsräumen und abgelegenen Orten installierbar. Zwei Modelle gibt es: ChargeBox sowie ChargePost – letzterer mannshoch wie eine Telefonzelle, beide je rund drei Tonnen schwer und ausgestattet mit je zwei Schnellladepunkten. Die Speichersysteme mit integrierter Lithium-Ionen-Batterie ziehen langsam Strom aus dem vorhandenen Stromnetz, speichern diesen und wandeln den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom um, der mit einer Leistung von 320 Kilowatt zum Laden genutzt werden kann. Wird ein E-Fahrzeug angedockt, kann es mit einem Schwall aus den Speicherreserven binnen Minuten strombetankt werden. Speidel: „Wie bei einem WC-Spülkasten, der sich langsam füllt und bei Nutzung ruckzuck leert.“ Hinzu kommt: ChargeBox und ChargePost sind – neben dem Schnellladen – Multi-Tools. Mittels ihrer Batteriespeicher sichern sie etwa lokal erzeugte Sonnenenergie, stabilisieren das Netz – und vermeiden überall dort Strom-Engpässe, wo es am Netzausbau hapert.

Treibende Kraft bei der Revitalisierung und Wiedervernässung von Mooren

Praxisarbeit in den Mooren wie hier bei einem Forschungseinsatz in den Niederlanden zeichnet die wissenschaftliche Expertise von Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger aus. Dieses Jahr erhält sie den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
© Rune Schmidt

Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 und in der EU bis 2050 spielt auch in der Arbeit von Franziska Tanneberger eine erhebliche Rolle. Ihr Trumpf: Die Moore sind beim Klimaschutz die besten Verbündeten. Die international renommierte Moorforscherin gilt deshalb als treibende Kraft bei der Revitalisierung und Wiedervernässung von Mooren sowie als Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft. Ob auf Weltklimakonferenzen, beim Weltbiodiversitätsrat oder in der EU-Agrarpolitik: Tanneberger nutzt jede Gelegenheit, Moore als veritable Klima- und Biodiversitätsschützer zu rühmen: „Natürliche und nasse Moore entnehmen der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern dann diesen Kohlenstoff, was sie zu richtig guten Helfern im Klimaschutz macht.“ Und zu einem Multitalent: Sie sind zugleich Kohlenstoffsenken, Wasserspeicher und Garant für Lebensvielfalt.

Moorschutz Hand in Hand mit der Landwirtschaft

Eine mächtige Herausforderung gibt es gleichwohl: Allein in Deutschland sind laut Tanneberger mehr als 90 Prozent der Moore trockengelegt – und daraus entweichen klimaschädliche Treibhausgase (THG). „Bundesweit verursachen die trockenen Moore sieben Prozent der THG-Emissionen. Und was ich sehr traurig finde: Sie sind verantwortlich für einen großen Verlust von Artenvielfalt und Biodiversität“, so die Moorforscherin. „Wir müssen Moore wiedervernässen.“ Mit ihrer Forschung zeigt sie, wie das Hand in Hand mit der Landwirtschaft gehen kann. Beispiele seien etwa die Rohrdächer auf Häusern in Norddeutschland, die Streunutzung in Bayern und auch innovative, tolle neue Bau- und Dämmmaterialien.“ Nicht zu vergessen: der große Mehrwert für Biodiversität auf wiedervernässten Flächen.

Praxis-Pioniere: Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger und Diplom-Ingenieur Thomas Speidel erhalten dieses Jahr den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Der Preis wird am 27. Oktober in Mainz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht.
© Fotos: DBU | Ansgar Pudenz

Erster weltweiter Moor-Zustandsbericht und Portfolio mit mehr als 60 Patenten

Beide Persönlichkeiten seien „echte Praxis-Pioniere, die mit herausragendem Engagement Umwelt- und Biodiversitätsschutz, aber auch Klimaschutz mit technologischem Fortschritt voranbringen“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Die zweifache Mutter Tanneberger, Buchautorin und Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums, hat etwa maßgeblich am Global Peatland Assessment mitgewirkt, dem ersten weltweiten Moor-Zustandsbericht. Und Thomas Speidel, seit 2016 Präsident des Bundesverbands für Energiespeichersysteme und engagiert in zwei mitgegründeten Stiftungen, hat in seinem Portfolio mehr als 60 deutsche und internationale Patentanmeldungen unter anderem für Batterietechnik und Speicherlösungen.

Daten, Zahlen, Fakten, Hintergründe und Reportagen im DBU-Umweltpreis-Blog: https://www.dbu.de/umweltpreis/umweltpreis-blog/

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