Fürth. Für Nichtkenner ist der Hainberg-Weiher derzeit nur schwer auszumachen: Bei grünbewachsenen Sandbergen und einer trockenen, knapp 8.000 Quadratmeter großen Senke fällt die Vorstellung an ein Gewässer schwer. Lange wurden die ehemaligen Teichsedimente, die nach der Trockenlegung des Weihers abgetragen und zu Haufen aufgeschoben wurden, hier zwischengelagert. Nun haben der Abtransport und die Fortführung einer umfassenden Renaturierung begonnen. Aufgrund nachgewiesener Schwermetalle, dessen Ursprünge nicht bekannt sind, verzögerten sich die Maßnahmen auf der DBU-Naturerbefläche Hainberg. Auf Initiative des Landratsamtes in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), Sparte Bundesforst, wird die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, für den Erhalt und die Wiederherstellung von artenreichen Lebensgemeinschaften im Hainberg-Weiher sorgen. Kosten: rund 300.000 Euro.
Teichsanierung mit schwerem Geschütz
„Dem fachgerechten Abtransport können im Winter weitere Maßnahmen folgen, die eine ausgewogene Teichvegetation und das ökologische Gleichgewicht im Hainberg-Weiher wiederherstellen“, erläutert Prof. Dr. Werner Wahmhoff, fachlicher Leiter des DBU Naturerbes. Bereits im Winter 2016 wurde das Wasser aus dem Weiher gelassen. Algen hatten sich in dem extrem nährstoffreichen Gewässer ausgebreitet, da der Teich vor allem in den Sommermonaten wenig Wasser führte. Ein geeignetes Milieu für das Wachstum von Wasserpflanzen und insbesondere Grünalgen, die sich stark vermehrten und zum sogenannten Verlandungsprozess beitrugen: Es bildete sich Faulschlamm. Ein wichtiger Schritt zur Renaturierung des Weihers ist daher die Entschlammung des Teiches. Nachdem die Schlammschicht abgetrocknet war, wurden die abgelagerten Sedimente zu Haufen zusammengeschoben. Der nährstoffreiche Schlamm sollte ursprünglich auf nahegelegene Felder verteilt werden, so die Überlegungen. „Bei der Beprobung der Sedimente wurden jedoch verschiedene Schwermetalle nachgewiesen, die eine fachgerechte Entsorgung notwendig machten. Dies verzögerte die gesamte Maßnahmenplanung“, sagt Christian Hahn, Funktionsbereich Naturschutz beim Bundesforstbetrieb Reußenberg. Mit Traktoren wird das Bodenmaterial zum Bauhof des Landkreises Fürth gefahren, um von dort aus mit Lastwagen zur Deponiefläche Wiesentheid abtransportiert zu werden. Über 300 Lastwagenladungen sind nun notwendig, um alsbald den Weiher auch als solchen wiederzuerkennen.
Entschlammung als Auftakt eines umfassenden Renaturierungskonzeptes
Die Entschlammung des Gewässers, welche neue Flach- wie auch Tiefwasserzonen entstehen ließ, ist nur der Auftakt einer umfassenden Renaturierung. Einher gehen weitere Maßnahmen: Ein- und Auslauf des Weihers werden optimiert und natürlich gestaltet, damit eine ausreichende Menge Frischwasser und damit Sauerstoff durch das Gewässer fließen kann. Betonrohre, Eisenfundamente sowie Uferverbauungen werden entfernt oder zurückgebaut, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und die Naturnähe zu fördern. Insgesamt wird der Hainberg-Weiher zu einem besonnten Stillgewässer mit einem naturnahen Uferverlauf. Die wassertechnischen Baumaßnahmen und einzelnen Rückbauarbeiten werden anschließend im kommenden Winterhalbjahr fortgeführt, da so Störungen in der Brut- und Setzzeit vermieden werden.
Amphibienschutz im Fokus der Maßnahmenplanung
Der Weiher biete einer Vielzahl teilweise hochspezialisierter und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum. „Der Schutz von Amphibien steht besonders im Fokus, da diese oft durch schwindende Lebensräume bedroht sind. Der Hainberg-Weiher bietet ihnen einen perfekten Lebensraum, da er nach Wiedervernässung vollkommen fischfrei ist, was eine schnelle und erfolgreiche Wiederansiedlung beispielsweise vom Laubfrosch ermöglicht“, erklärt Dr. Uwe Fuellhaas, Experte für Gewässer- und Feuchtgebietslebensräume im DBU-Naturerbe.
Bundesweit auf 70.000 Hektar Fläche vielfältige Lebensräume bewahren
Die DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin des Nationalen Naturerbes für nachfolgende Generationen. Auf ihren insgesamt rund 70.000 Hektar – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.