DBU-Vortrag zu “Fracking”: Hilfe gegen Rohstoffhunger – Risiko für die Umwelt?

Donnerstag, 6. Dezember, 18.30 Uhr in der DBU – Vortrag zur DBU-Ausstellung zur Nachhaltigen Chemie

Osnabrück. Bislang unberührt und gebunden in Gesteinsporen, schlummert es auch in hiesigen Regionen in ein- bis fünftausend Metern Tiefe – und sorgt für Kontroversen: Schiefergas. „In Zeiten des weltweiten Rohstoffhungers weckt es Begehrlichkeiten, denn die Bohrtechnik des ‚Hydraulic Fracturing‘ – kurz: ‚Fracking‘ – macht die Förderung seit einiger Zeit technisch möglich“, weiß Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Diese Technik ist jedoch umstritten, da die Risiken für Mensch und Natur – vor allem für Grund- und Trinkwasser – unterschiedlich bewertet werden.“ Einen Überblick zum Thema gibt Dr. Johannes Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, am Donnerstag, 6. Dezember, um 18.30 Uhr im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU mit seinem öffentlichen Vortrag „Fracking – Einsatzgebiete, Notwendigkeit und potenzielle Risiken“.

In Deutschland könnten 1,3 Billionen Kubikmeter Gas in Schiefer- und Tongestein vorhanden sein

Von den USA bereits in 25.000 Bohrlöchern betrieben, werde neuerdings auch hierzulande die Erschließung so genannter „unkonventioneller“ Lagerstätten durch Fracking diskutiert, so Gerling.  „Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in die Tiefe gepresst.“ Im ursprünglich undurchlässigen Gestein – neben Schiefer zählen dazu Kohleflöze und dichte Sandsteine – bilden sich Risse: künstliche Fließwege für das Gas. „Die BGR geht davon aus, dass in Deutschland 1,3 Billionen Kubikmeter Gas in Schiefer- und Tongestein vorhanden sein können“, zeigt Gerling das Potenzial auf. Dies entspreche etwa dem zehnfachen der in Deutschland noch verfügbaren konventionellen Erdgasreserven. Gerling: „Fachleute verweisen auf das Beispiel der USA, wo wegen der Ausbeute unkonventioneller Lagerstätten die Energieprognosen für das Land völlig verändert wurden. Vermutlich kann das Land dadurch absehbar sogar zum weltgrößten Gasproduzenten aufsteigen.“

BMU und UBA raten derzeit von einem großtechnischen Einsatz der Fracking-Technik ab

Problematisch beim Fracking sei vor allem das dem Wasser zugesetzte Chemikaliengemisch. Es diene unter anderem dazu, die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen oder Keime abzutöten. Das Gemisch enthalte zum Teil gesundheitsschädliche Stoffe. Gerling: „Nach einem im September vom Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium vorgestellten Gutachten können die beim Fracking eingesetzten zahlreichen Chemikalien zu Verunreinigungen im Grundwasser führen, sofern technische und gesetzliche Vorschriften missachtet werden.“ Deshalb rieten BMU und UBA derzeit von einem großtechnischen Einsatz der Fracking-Technik ab; wenn überhaupt, solle sie nur unter strengen Umweltauflagen, in Trinkwasserschutzgebieten gar nicht erlaubt sein. Weitere problematische Aspekte seien die Entsorgung des anfallenden Abwassers und des möglicherweise giftigen und radioaktiv belasteten Formationswassers, der Flächenverbrauch und der entstehende Lärm.

Unkonventionelle Lagerstätten vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen

In Deutschland vermuteten Experten so genannte unkonventionelle Lagerstätten vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bezogen auf die Region zum Beispiel in Bad Laer, Bissendorf, Lünne oder im Artland. Allerdings habe ExxonMobil Anfang November auf Basis einer Risikostudie die in Bad Laer und Bissendorf geplanten Bohrstellen aufgegeben. In seinem Vortrag erörtert Gerling neben dem Überblick zur Fracking-Technik, den damit verbundenen Risiken und der aktuellen Situation in Deutschland auch, ob sie umweltverträglich eingesetzt werden kann.

Nächster Vortragsabend am 10. Januar zu Biokunststoffen

„Fracking – Einsatzgebiete, Notwendigkeit und potenzielle Risiken“ ist ein Vortrag aus der Reihe, die monatlich die DBU-Wanderausstellung „T-Shirts, Tüten und Tenside – Die Ausstellung zur Nachhaltigen Chemie“ begleitet. Interessierte können vor dem Vortrag ab 17.45 Uhr an einer kostenfreien Führung durch die Ausstellung teilnehmen. Die DBU-Wanderausstellung ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr im ZUK der DBU zu sehen. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen ab zehn Personen und Schulklassen werden Führungen und ein spezielles Begleitprogramm angeboten (Anmeldung unter Telefon 0541/9633921). Informationen unter www.t-shirts-tueten-und-tenside.de. An den Vortragsabenden ist die Ausstellung bis 18.30 Uhr geöffnet. Und für den Terminkalender: Weiter geht es am Donnerstag, 10. Januar, zum Thema „Heute Kunststoff – morgen Biokunststoff: Was leisten Biokunststoffe?“ mit Dipl.-Ing. Thomas Wodke, Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Oberhausen.

Referiert am 6. Dezember im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum Thema „Fracking – Einsatzgebiete, Notwendigkeit und potenzielle Risiken“: Dr. Johannes Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover.
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