Rüthnick/Doberlug-Kirchhain/Bad Liebenwerda/Jämlitz. Im dicht besiedelten Deutschland sind große, weitgehend unzerschnittene Naturschutzflächen selten und dementsprechend kostbar für die biologische Vielfalt. Die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, hat in Brandenburg vier ehemals militärisch genutzte Übungsplätze vom Bund übernommen und dem Naturschutz gewidmet. Im aktuellen Jahresbericht lenkt die Flächenbesitzerin den Fokus auf ihre insgesamt rund 10.000 Hektar in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Elbe-Elster und Spree-Neiße. Der Bericht steht zum kostenlosen Download unter https://www.dbu.de/@JahresberichtNaturerbe2021 bereit.
Klimakrise und Artenstreben bedrohen Lebensgrundlagen – DBU Naturerbe sichert Räume für Arten
„Das Artensterben schreitet um uns herum lautlos voran und ist neben der Klimakrise eine der größten Bedrohungen unserer Lebensgrundlagen. Es wird höchste Zeit, dass wir uns diesem Thema stärker annehmen“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Auch in Deutschland tragen Flächenfraß und intensive Landnutzung dazu bei, dass Lebensräume verschwinden. Damit gerät auch die biologische Vielfalt unter Druck. Lebensraumschutz ist immer auch Artenschutz. Das DBU Naturerbe sichert mit ihren Flächen langfristig Refugien für Artenvielfalt. Die militärische Nutzung hat in den brandenburgischen DBU-Naturerbeflächen Rüthnicker Heide im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (ca. 3850 ha), Prösa (ca. 3310 ha) und Weißhaus (ca. 1100 ha) im Landkreis Elbe-Elster und im Zschornoer Wald (ca. 1850 ha) im Landkreis Spree-Neiße ihre Spuren hinterlassen: Durch Panzerfahrten und Truppenmanöver entstanden auf sandigen und kargen Böden Heiden und Magerrasen, die das DBU Naturerbe heute durch extensive Beweidung oder Mahd erhält. Um die wertvolle Landschaft offen zu halten, werden mehr als 450 Hektar in der Prösa, in Weißhaus und seit diesem Jahr auch im Zschornoer Wald von Schafen und Ziegen beweidet. Die tierischen Landschaftspfleger schaffen Lebensräume für selten gewordene Vogelarten wie Ziegenmelker, Neuntöter und Wiedehopf sowie für zahlreiche Insekten wie dem Kiesbank-Grashüpfer oder der Blauflügelige Ödlandschrecke. „Gelegentlich kann im Zschornoer Wald sogar das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn beobachtet werden, das hier allerdings noch nicht brütet“, erläutert Lisa-Marie Hille, wissenschaftliche Mitarbeiterin im DBU Naturerbe. „72 Pflanzenarten, die auf der Roten Liste Brandenburgs stehen, wurden bei Kartierungen auf den vier Naturerbeflächen entdeckt, darunter auch das stark gefährdete Dolden-Winterlieb“, so Hille.
22 Prozent der Waldfläche im DBU Naturerbe Brandenburg sind bereits sich selbst überlassen
Auf rund 86 Prozent der Waldfläche im DBU Naturerbe in Brandenburg wachsen vor allem Kiefern. Als unzerschnittene, verkehrsarme Landschaften bieten sie Tierarten mit großem Raumanspruch optimale Lebensbedingungen, zum Beispiel dem Wolf. Alle vier Flächen beheimaten ein eigenes Rudel. Das DBU Naturerbe will monotone Nadelwälder in strukturreiche Laubmischwälder entwickeln und langfristig sich selbst überlassen. Rund 22 Prozent seiner Waldfläche in Brandenburg können sich bereits jetzt ohne menschliche Einflussnahme natürlich entwickeln. Nicht zuletzt bereichern zahlreiche Feuchtbiotope mit hochspezialisierten Bewohnern das Lebensraumspektrum auf den Flächen. „Insgesamt planen wir 85 Maßnahmen zur Erhaltung und Optimierung von Mooren, Feuchtwiesen oder auch Bächen sowie Teichen im Brandenburger Naturerbe“, weiß Belting. Davon wurden bereits zwölf Maßnahmen umgesetzt. So hat das DBU Naturerbe etwa mit Unterstützung der Krombacher Brauerei in die Wiedervernässung des Möllerschen Luchs im DBU Naturerbe Rüthnicker Heide investiert.