Osnabrück/Langenbach. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstreicht mit Blick auf ein Gelingen der Energiewende die Bedeutung von Biogas als wichtigster erneuerbarer Energiequelle, die direkt speicherbar ist. Damit könne sie wesentlich zur Deckung des Strombedarfs beitragen, wenn weder Wind noch Sonne Energie lieferten. Um ihrer Rolle gerecht werden zu können, müssten Biogasanlagen jedoch langfristig nachhaltiger und flexibler werden, indem beispielsweise vorrangig Rest- und Abfallstoffe genutzt werden. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde forderte das heute vor den Teilnehmern des 12. Biogas-Innovationskongresses in Osnabrück. Bei dem Treffen werden von einer hochkarätigen Jury ausgewählte Biogas-Innovationen mit direktem Bezug zur Praxis vorgestellt und diskutiert. Es ist Treffpunkt der führenden Entwickler und Forscher der Biogasbranche sowie der Anlagenbetreiber und Investoren.
Abfallstoffe ökonomisch und ökologisch nutzen, Lecks frühzeitig erkennen
Mit zwei neuen Projekten zum Thema stützt die DBU die weitere Entwicklung dieses alternativen Energieträgers: In Kooperation mit sechs Partnern untersucht die Hochschule (HS) Osnabrück, unter welchen Bedingungen Rest- und Abfallstoffe in Biogasanlagen ökonomisch und ökologisch sinnvoll eingesetzt werden können. Die Firma Awite Bioenergie (Langenbach) will in den kommenden drei Jahren einen Sensor entwickeln, mit dem beim Betrieb der Anlagen das Austreten von klimaschädigendem Methan aus Lecks schneller festgestellt und durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden kann. Die DBU fördert die beiden Projekte fachlich und finanziell mit insgesamt rund 656.000 Euro.
Landkreis Osnabrück mit rund 85 Biogasanlagen als Beispielregion
„Biogasanlagen können nachhaltiger betrieben werden, wenn vorhandene Rest- und Abfallstoffe aus der Landschaftspflege, der Landwirtschaft oder der Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz kommen. Bisher häufig genutzte Energiepflanzen wie Mais hingegen müssen extra angebaut werden“, erläutert Projektleiterin Prof. Dr.-Ing. Sandra Rosenberger von der HS Osnabrück. Die mit dem Anbau verbundenen Emissionen schmälerten die Klimabilanz des Biogases. Im Rahmen des neuen Projektes soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen und mit welchen Geschäftsmodellen der nachhaltige Betrieb mit Rest- und Abfallstoffen möglich sei. Der Fokus liege dabei jedoch nicht auf der einzelnen Biogasanlage, sondern auf einer Region. Rosenberger: „Als Beispielregion arbeiten wir mit dem Landkreis Osnabrück. Hier produzieren 85 Biogasanlagen rund ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Ihr Betrieb spielt somit eine wichtige Rolle beim Erreichen der Klimaschutzziele der Kommune. Zusammen mit der Abfall-, der Energie- und der Landwirtschaft im Landkreis analysieren wir die vorhandenen Strukturen und Stoffströme und entwickeln Modelle, aus denen sich neue Geschäftsmodelle für die Biogasanlagen ableiten lassen.“ Läuft das Projekt erfolgreich, könnten landwirtschaftlich geprägten Landkreisen Optionen aufgezeigt werden, wie sie künftig die Rolle der Biogasanlagen im regionalen Energiesystem aktiv mitgestalten können. Die DBU fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 386.000 Euro.
Lecks an Biogasanlagen: Je älter die Anlage, desto höher das Risiko
Die Firma Awite Bioenergie nimmt in ihrem neuen Projekt die einzelne Biogasanlage in den Blick. Geschäftsführer Dr. Ernst Murnleitner erklärt: „Neben Kohlendioxid wird als Hauptprodukt in Biogasanlagen das energiereiche Treibhausgas Methan erzeugt. Trotz immer besserer Technik steigt bei den Anlagen mit zunehmendem Alter die Gefahr von Lecks, über die Methan austritt.“ Fast jede Anlage sei betroffen. So gelange nicht nur das klimaschädliche Methan in die Umwelt, es fehle gleichzeitig zum Erzeugen von Strom. Bisher würden die Anlagen nur durch Inaugenscheinnahme oder bei Bedarf mithilfe mobiler Geräte auf mögliche Lecks geprüft. „Ziel unseres Projektes ist es, einen Gassensor zu entwickeln, der empfindlicher als bisherige Instrumente auf Methan reagiert und an besonders anfälligen Teilen der Anlagen angebracht werden kann, um so ein dauerhaftes Überwachen zu ermöglichen“, sagt Murnleitner. Die DBU unterstützt Awite dabei mit 270.000 Euro. Projekte wie diese würden zeigen, dass in der Biogasbranche aktuell viele neue Innovationen entwickelt würden, die Grundlage eines Erneuerungsprozesses seien. Das sei nicht nur für die Branche, sondern auch für den Klimaschutz und die Energiewende von großer Bedeutung, so Bonde.
Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt der Hochschule (AZ 34663): Prof. Dr.-Ing. Sandra Rosenberger, Tel. 0541|969-2957
Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt der Awite Bioenergie (AZ 34595): Dr. Ernst Murnleitner, Tel. 08761|72162-0