Bau- und Brennstoff, Bildungsbote: DBU setzt 2011 stark auf „Holz-Weg“

Zahlreiche und unterschiedliche Projekte zum Schwerpunkt - DBU-Bilanzsumme erstmals über zwei Milliarden Euro

Osnabrück. „Ob als Baumaterial mit Zukunft, nachhaltiger Energieträger, Klimaschützer oder Bildungsbote gerade für Kinder und Jugendliche – Holz und seine Möglichkeiten sind nahezu unendlich. Deshalb haben wir 2011 ein besonderes Augenmerk auf diese ökologische Mehrzweckwaffe gelegt.“ – Mit diesen Worten stellte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), den Jahresbericht 2011 der größten Umweltstiftung der Welt vor. Brickwedde lobte die Vorzüge von Holz, das mit Sonnenenergie wachse, Schadstoffe binde und quasi vor der Haustür parat stehe. Beim Verbrennen werde nur so viel Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, wie auch beim natürlichen Zersetzen im Wald entstehe. Heizen mit Holz könne deshalb den CO2-Ausstoß massiv senken und so einen wesentlichen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Auch als Lernort eigne sich der Wald hervorragend. Brickwedde: „Holz ist in, weil viel Potenzial im Holz steckt.“ Insgesamt wurden von der DBU im Vorjahr über alle Förderfelder 284 Vorhaben mit rund 47,1 Millionen Euro bewilligt. 

Weniger Kosten und bessere Qualität

Selbst im Geschosswohnungsbau sei Holz auf dem Vormarsch: „Das geringe Gewicht von Holz erleichtert das Vorfertigen und Montieren großer Bauteile. So können Bauvorhaben in kürzerer Zeit mit weniger Kosten und in besserer Qualität umgesetzt werden“, sagte Brickwedde und verwies auf ein DBU-gefördertes Projekt der Firma Huber & Sohn Holzbau (Eiselfing). In Zusammenarbeit mit Architekten und Ingenieuren plante und errichtete das bayrische Unternehmen in Bad Aibling das erste achtgeschossige Holzgebäude Deutschlands. „Das hölzerne Tragwerk hat eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit. Es hält die Wärme in den Räumen und spart dadurch Heizkosten“, erläuterte Dr. Wulf Grimm, Leiter der Abteilung Umwelttechnik. Die im Projekt entwickelten Bauteile – wie Massivholzwände oder Balkone aus Holzplatten – erfüllten die Kriterien des Brand- und Schallschutzes, seien witterungsbeständig und optisch ansprechend gestaltet.

Maßnahmen gegen Holzkorrosion

Obgleich Holz als stabiler, flexibel einsetzbarer und sehr gut wärmedämmender Baustoff gelte, gebe es Lösungen – wie Flammschutz- oder Holzschutzmittel –, die das Zellgefüge des Holzes angreifen könnten, erklärte Dr. Ulrich Witte, Leiter der Abteilung Umweltkommunikation und Kulturgüterschutz. Je nach Schädigungsgrad könnten sich Teile des Holzes ablösen – es korrodiere. Die DBU förderte deshalb Untersuchungen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (Magdeburg) an Modellobjekten in Sachsen-Anhalt. Die Studien ergaben, dass vor allem Dachstühle von Domen und Schlössern durch Holzkorrosion in ihrem Bestand gefährdet sind. „Viele Balken wurden während des Zweiten Weltkrieges in Flammschutzmittel getränkt. In der ehemaligen DDR kamen häufig Insektenschutzmittel zum Einsatz. Beide wirken stark feuchteziehend und begünstigen das Zersetzen des Holzes“, so Witte. In einem DBU-Anschlussprojekt sollen nun erste Behandlungsmaßnahmen erarbeitet werden.

Steigende Nachfrage führt zu illegalem Holzeinschlag

Die steigende Nachfrage nach Holz rufe aber auch skrupellose Geschäftemacher auf den Plan, gab Brickwedde zu bedenken. Denn sie begünstige den illegalen Holzeinschlag. „Derzeit werden jährlich rund sieben Millionen Hektar Naturwälder zerstört – das entspricht etwa der gesamten Waldfläche Deutschlands“, sagte er weiter. Der Europäischen Union fehle es trotz vorhandener Aktionspläne noch immer an geeigneten Kontrollmitteln, um Herkunft und Legalität von Holz zu überprüfen. Die DBU unterstützte deshalb ein Projekt des WWF Deutschland (Frankfurt), in dem es Forschern mit neuen analytischen Methoden gelungen sei, die Herkunft exakt nachzuweisen. „Holz hat  – vergleichbar mit dem menschlichen Fingerabdruck – feste Informationen gespeichert, die nachträglich nicht manipuliert werden können“, erklärte Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Leiter der Abteilung Umweltforschung und Naturschutz. Stimmten deklarierte Herkunft und Isotopenmuster der Region am Ende des Verfahrens nicht überein, könne die Richtigkeit der Dokumente und damit die Legalität des Holzes infrage gestellt werden.

Mit Rollenspielen und Werkstätten Natur erleben

Illegales Abholzen schafft laut Brickwedde in mehrfacher Hinsicht große Probleme: „Zum einen wird damit Lebensraum vernichtet und das Aussterben von Arten beschleunigt. Zum anderen stellt das Roden einen massiven Eingriff in das Klima und die Stoffwechselkreisläufe dar. Wälder stabilisieren das ökologische Gleichgewicht unserer Erde.“ Der DBU sei es deshalb ein „Herzensanliegen“, vor allem nachfolgenden Generationen den Wert der Wälder näherzubringen. Dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis!“ folgend setzte das Institut für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg mit DBU-Hilfe ein Waldpädagogik-Projekt um, das forstliche Bildungsexperten zu Schlüsselthemen, Methoden und didaktischen Grundlagen der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) schulte. Die Teilnehmer entwickelten zwölf praxistaugliche BNE-Module – wie „Holz als Begleiter der Menschheit“ – und erprobten sie an rund 500 Schülern. „Ziel war es, mit tradierten Ansätzen zu brechen und Kindern und Jugendlichen durch Rollenspiele und Werkstätten Naturerfahrungen zu ermöglichen, die über die reine Wissensvermittlung nicht erlebbar sind“, fasste Witte zusammen.

Schutz des Waldes als nationales Naturerbe

Das massive Interesse der DBU am Schutz des Waldes als nationales Naturerbe manifestiere sich auch in der Gründung der DBU-Naturerbe GmbH als gemeinnützige „Tochter“ der DBU. Von deren insgesamt zurzeit rund 46.000 Hektar seien rund 35.000 Hektar Wald, womit die DBU-Naturerbe GmbH in einer Liga mit den großen deutschen Privatwaldbesitzern wie Thurn und Taxis (ca. 28.000 Hektar), Heinrich Fürst zu Fürstenberg (ca. 19.000) oder Fürst von Hohenzollern (ca. 14.600) spiele. Neben einem dynamischen Naturschutz gehe es auch um die Förderung des Naturbewusstseins. Nicht von ungefähr errichte die DBU zurzeit durch die Erlebnis Akademie (Bad Kötzting) in Prora auf Rügen einen Baumkronenlehrpfad und baue ein Umweltinformationszentrum mit Ausstellung mit einem Investitionsvolumen von rund 13,5 Millionen Euro.

Bilanzsumme erstmals über zwei Milliarden Euro

Das finanzielle Jahresergebnis habe die DBU 2011 auf 100,5 Millionen Euro steigern (2010: 97,6 Millionen Euro) können, erläuterte DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Die Bilanzsumme stieg auf 2,046 Milliarden Euro (2010: 1,986 Milliarden Euro) und liegt damit erstmals über zwei Milliarden Euro. Dem Stiftungskapital seien 50 Millionen Euro als Rücklage zugeführt worden. Es betrage aktuell 1,939 Milliarden Euro und sei damit auch im Realwert, also unter Berücksichtigung der Inflation seit 1991, wieder vollständig erhalten. Durch die anhaltend niedrigen Zinsen werde das Umfeld für Stiftungen allerdings zunehmend schwieriger: „Aktuell ist es bei der Wiederanlage bereits ein Problem, Zinsen in Höhe der Inflationsrate von circa zwei Prozent zu erzielen. Daneben muss aber auch noch eine Ausschüttung erwirtschaftet werden. Das ist derzeit nur möglich, weil das Stiftungskapital sehr breit gestreut investiert ist und Anlagen aus früheren Jahren mit höheren Zinssätzen das Ergebnis stützen“, erklärte Dittrich.

Rund 900 Förderanträge im Jahr 2011

Im Jahr 2011 gingen bei der DBU insgesamt 895 Anträge und Projektskizzen ein (2010: 1.031). Bewilligt wurden 284 Vorhaben mit rund 47,1 Millionen Euro (2010: 263 Vorhaben mit 46,6 Millionen Euro). Damit hat die Stiftung seit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit im März 1991 bis Ende 2011 insgesamt 1,4 Milliarden Euro an Fördermitteln bewilligt und damit mehr Geld in den innovativen Umweltschutz investiert als sie seinerzeit als Stiftungskapital erhalten hatte (1,288 Milliarden Euro).

Vergabe des Deutschen Umweltpreises

Die DBU ist eine der größten Stiftungen Deutschlands, in Sachen Umwelt die größte der Welt. Sie fördert die Kreativität kleiner und mittlerer Unternehmen bei der praktischen Lösung von Umweltproblemen und gibt Anreiz für ökologische Innovationen in diesen Betrieben. Die Stiftung setzt durch die Förderung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Produkte und Produktionsverfahren auf einen vorbeugenden und integrierten Umweltschutz und vergibt jährlich den mit 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis, der zugleich der höchstdotierte Umweltpreis Europas ist. Der Jahresbericht kann kostenlos bei der DBU bestellt werden: An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon 0541/9633-0, Fax 0541/9633-190, E-Mail info@dbu.de.

Präsentierten den Jahresbericht 2011 der DBU (v.l.): die DBU-Abteilungsleiter Dr. Wulf Grimm und Dr. Ulrich Witte, Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde sowie die DBU-Abteilungsleiter Michael Dittrich und Prof. Dr. Werner Wahmhoff.
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