Osnabrück/Wallenhorst. Die Nette ist für ihre Tierwelt keine Einbahnstraße mehr. Noch bis vor kurzem stellten Wehre und Stauanlagen für viele Bachbewohner unüberwindbare Hindernisse dar: Grund für die Niedersächsisch-Westfälische Anglervereinigung Wallenhorst (NWA), ein Projekt durchzuführen, das das Gewässer für seine Lebewesen wieder problemlos durchwanderbar machte. In Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Landkreis Osnabrück, der Gemeinde Wallenhorst und dem Unterhaltungsverband 96 „Obere Hase“ hob der Verein an drei Standorten die Blockaden auf und gestaltete den Netteverlauf nördlich von Rulle wieder naturnah. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte das Naturschutzprojekt mit 125.000 Euro. „Die Nette ist Lebensraum zahlreicher geschützter Tierarten, die sich dank der Revitalisierung wieder ohne Einschränkung ausbreiten und vermehren können“, erklärte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde bei der heutigen Präsentation der Abschlussergebnisse am Kloster Nette.
Dank Sohlgleite können Fische Niveauunterschiede problemlos überwinden
Gemeinsam mit Osnabrücks Oberbürgermeister Boris Pistorius, dem Landrat für den Landkreis Osnabrück, Manfred Hugo, und Wallenhorsts Bürgermeister Ulrich Belde machte sich Brickwedde ein Bild vom Erfolg der Arbeiten. Am Bachverlauf am Kloster Nette wurden etwa Stauanlagen entfernt und Wanderhindernisse durchgängig gestaltet. „Gemeinsam mit dem Unterhaltungsverband haben wir eine so genannte Sohlgleite eingerichtet“, schilderte Horst Flotho von der NWA, „eine Art Rampe am Flussbett, über die Fische Niveauunterschiede problemlos überwinden können.“ Ähnlich Maßnahmen wurden an der Östringer Mühle ergriffen. Außerdem entstand hier eine Umgehungsrinne. „Das ist ein kleiner Seitenarm, auf den die Fische ausweichen und dann wieder ins Flussbett zurück kehren können“, erläuterte Flohto.
"Nette-Piraten" leisteten tatkräftige Unterstützung
Auch am Bachverlauf an der Nackten Mühle hilft eine Umgehungsrinne nun der Tierwelt, die Nette zu durchwandern. Bei den Arbeiten dort leisteten die „Nette-Piraten“ tatkräftige Unterstützung – eine Kindergruppe, die eine „Patenschaft“ für das Gewässer übernommen hat und sich regelmäßig an dem Lernstandort trifft. „Die Neun- bis Zehnjährigen konnten so die Wechselbeziehungen von Natur, Technik und Mensch hautnah erleben und erforschen“, sagte Brickwedde. Nördlich der Ruller Flut wurde die Nette zudem wieder naturnaher gestaltet. „Vorher glich das Gewässer einem Grabensystem“, so Flotho. „Nun sind die Ufer breiter, und durch neu angelegte Flussbiegungen und eingesetzte Störsteine hat der Bach seine Dynamik zurück gewonnen.“ Die Gemeinde Wallenhorst erwarb dazu auf beiden Seiten des Baches Flächen.
Wissenschaftliche Dokumentation folgt
Mit den Ergebnissen des Vorhabens zeigen sich die Projektteilnehmer sehr zufrieden. Auch die im Wasser: Ob Edelkrebs, Bachforelle oder Groppe – Fische und Kleinstlebewesen können die Nette wieder problemlos passieren, außer an Knollmeyers Mühle, wo derzeit noch das Wasser durch die Wehranlage aufgestaut ist. Nachdem die Renaturierungsarbeiten abgeschlossen sind, wird nun bis Ende des Jahres der Erfolg der Maßnahmen wissenschaftlich dokumentiert.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 24948): Horst Flotho, Niedersächsisch-Westfälische Anglervereinigung e.V., Telefon: 05403/795308