Auf der Suche nach Pfifferling, Frauen-Täubling und Steinpilz

DBU Naturerbe sucht Freiwillige zum Pilz-Monitoring auf DBU-Naturerbefläche Rüthnicker Heide

Rüthnick. Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sucht vielleicht gerade Pilze. Pfifferling, Frauen-Täubling und Steinpilz – sie haben ihren festen Platz im Ökosystem Wald und sind bei Sammlerinnen und Sammlern sehr beliebt. Doch auch im Naturschutz spielen sie eine wichtige Rolle: „Indem wir Pilzarten bei uns in der Rüthnicker Heide dokumentieren, erhalten wir Aufschluss zur Entwicklung der Naturnähe“, weiß Dr. Heike Schneider, Forstwissenschaftlerin im DBU Naturerbe. Für das kommende Jahr sucht die Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) über die Online-Plattform „Monitoring-Börse“ des Netzwerks Nationales Naturerbe ehrenamtlich tätige Pilzkundlerinnen und Pilzkundler für die DBU-Naturerbefläche in den Landkreisen Overhavel und Ostprignitz-Ruppin. Rückmeldungen sind noch bis Ende November möglich.

Im Forschungsvorhaben „Wildnis Naturerbe“ (WiNat) erprobte das Forschungsteam zwischen 2014 – 2020 verschiedene Maßnahmen auf der DBU-Naturerbefläche Rüthnicker Heide durch, um von einem nadelholzdominierten Wirtschaftswald zu einem strukturreichen Laubmischwald zu gelangen.
© Heike Schneider/DBU Naturerbe

Pilze als Indikatoren für natürliche Waldentwicklung

Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Wildnis Naturerbe“ (WiNat) untersuchte das DBU Naturerbe gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und der Universität Göttingen von 2014 bis 2020, unter welchen Bedingungen sich aus einem nadelholzgeprägten Wirtschaftswald möglichst schnell ein naturnaher Laubmischwald entwickelt. „Wertgebende Indikatoren sind unter anderem Pilze, die nun zehn Jahre nach Abschluss des Projektes erneut erfasst werden sollen“, erklärt Schneider. In der Rüthnicker Heide dominieren Kiefernwälder, da die Fläche bis zu Beginn der 1960er Jahre forstwirtschaftlich genutzt wurde. 1964 begann der Ausbau zum Truppenübungsplatz. Seit der Übernahme durch das DBU Naturerbe 2008 ist die Fläche dem Naturschutz gewidmet. Das große, geschlossene Waldgebiet soll sich zukünftig natürlich, also ohne menschliche Eingriffe, entwickeln. Um möglichst schnell von einem nadelholzdominierten Wirtschaftswald hin zu einem strukturreichen Laubmischwald zu gelangen, legte das WiNat-Forschungsteam auf der DBU-Naturerbefläche ein Experiment zur natürlichen Entwicklung von Wäldern an. Dafür wurden verschiedene Maßnahmen wie Bestandsauflichtung, Totholzanreicherung oder Pflanzung von Laubbäumen zur Förderung von Naturnähe auf 180 Hektar erprobt. Zudem erfasste das Team die Waldstruktur sowie verschiedene Artengruppen wie Käfer, Pilze, Moose und Flechten vor und nach der Maßnahmenumsetzung. Zehn Jahre nach dem Start der Maßnahmenumsetzung sollen nun weitere Kartierungen wie die der Pilze Aufschluss zur Entwicklung der Naturnähe liefern. „Der Wald hat immer Pilzsaison. Nur zeigen sich eben nicht das ganze Jahr auffällige Fruchtkörper am Boden oder an Bäumen. Daher suchen wir für das Monitoring erfahrene Mykologen mit entsprechender Artenkenntnis“, sagt Schneider. Die Erfassung erfolgt in drei Durchgängen mit Frühjahrs- Haupt- und Spätherbstaspekten.

Erfahrung gesucht: Da sich Pilze nicht immer mit auffälligen Fruchtkörpern zeigen, sucht das DBU Naturerbe das Monitoring erfahrene Mykologen und Mykologinnen mit entsprechender Artenkenntnis.
© Werner Wahmhoff

Pilze und Bäume in enger Verbundenheit

Pilze und Bäume sind starke Partner. So versorgen Pilze den Baum mit Zucker, schützen die Wurzeln vor Frost oder Trockenheit und zersetzen das herabfallende Laub oder abgestorbene Äste zu Humus. Im Gegenzug bekommen sie Wasser und darin gelöste Nährstoffe von ihrem großen Verbündeten zurück. „Pilze tragen maßgeblich zu einem gesunden Waldökosystem bei. Außerdem sind sie eindeutige Indikatoren, wie naturnah ein Wald bereits ist. Ein Wald mit hoher Strukturvielfalt, also mit Bäumen unterschiedlichen Art und Alters sowie Totholz, kann sich früher ohne menschliche Eingriffe entwickeln“, weiß Schneider.

Monitoring-Börse – Plattform für Angebote und Nachfragen zum Monitoring

Pilze und Bäume in enger Verbundenheit: Pilze sind eindeutige Indikatoren für die Naturnähe eines Waldes.
© Roland Schröder/DBU Naturerbe

Die Monitoring-Börse des Netzwerks Nationales Naturerbe gleicht einem „schwarzen Brett“ mit Angeboten und Gesuchen rund um das Thema Monitoring auf Naturerbeflächen. „Mit Hilfe der Monitoring-Börse werden Freiwillige mit Erfahrung angesprochen, die bundesweit auf verschiedenen Flächen des Nationalen Naturerbes Daten zur Waldentwicklung oder Tagfalter und Vogelvorkommen dokumentieren. Daraus entsteht gemeinsam ein großer Datenschatz für den Naturschutz“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Gleichzeitig soll durch das bundesweit einheitliche Vorgehen auch ein Vergleich zwischen Flächen des Nationalen Naturerbes und Wäldern außerhalb von Naturschutzflächen gezogen werden. Interessierte haben bei der Online-Börse selbst auch die Möglichkeit, ihre Expertise anzubieten und ein Angebot aufzugeben. Weitere Infos unter https://www.naturschutzflaechen.de/nne-monitoring-boerse oder unter www.dbu.de/naturerbe.

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