Gardelegen. Revierleiter Detlev Riesner vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt zeigt auf einen Steinhaufen am Rande der Heidefläche. Hier hatte noch vor einigen Wochen eins der drei Wiedehopfbrutpaare auf der DBU-Naturerbefläche Kellerberge gebrütet. Cajus Caesar, Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, folgt dem Blick des Försters. Als Vorsitzender des Naturerbe-Beirates der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) begleitete Caesar jetzt die jährliche Wirtschaftsplanbereisung der gemeinnützigen DBU-Tochter, der DBU Naturerbe GmbH, und besuchte neben der Rüthnicker Heide in Brandenburg auch die insgesamt rund 285 Hektar große Naturerbefläche nordöstlich von Gardelegen. Caesar: „Diese in Deutschland selten gewordene halboffene Landschaft mit den vereinzelten Baum- und Strauchgruppen ist nicht nur als Lebensraumtyp schützenswert, sondern auch für den Wiedehopf überlebenswichtig.“
Deutschlandweit nur noch maximal 460 Wiedehopfpaare
Der Vogel mit seinem langen, gebogenen Schnabel und der aufrichtbaren Federhaube steht seit langem auf der Roten Liste für gefährdete Brutvögel Deutschlands. Experten des Naturschutzbundes (NABU) vermuten, dass hierzulande nur noch maximal 460 Paare brüten. Intensiv landwirtschaftlich genutzte Äcker, auf denen kaum noch Großinsekten zu finden sind, sowie Weiden ohne Busch und Baum lassen dem scheuen Vogel kaum eine Chance. „Das russische Militär hat hier viele Jahre mit Panzern geübt. Sie formten den halboffenen Lebensraum, den wir aktiv erhalten und fördern wollen“, erläutert Riesner ein Ziel der DBU-Tochter.
Vom Menschen aufgeschichtete Steinhaufen dienen als Bruthilfe
Ein Beispiel für angewandten Naturschutz lieferte der Förster im vergangenen Jahr, als er mit seinen Auszubildenden die sogenannten Lesesteinhaufen aufstapelte und Kauzröhren als Brutstätte für den Wiedehopf einarbeitete. Nicht nur die seltenen Vögel nahmen die Nisthilfen an: Auch für Schlingnatter und Zauneidechse sind die Steine willkommene Rückzugsorte. Die Heidefläche an sich hält Pächter Joachim Gaudian mithilfe seiner rund 1.000 Schafe offen. „Im Winter haben wir zudem auf fünf Hektar den angrenzenden Wald aufgelichtet, um einen naturnahen, sehr tief gebuchteten Waldrand als Übergangsbereich zwischen Offenland und Waldflächen zu gestalten. Wenn wir nichts machen würden, würden die Flächen einfach zuwachsen und damit viele seltene Arten verschwinden“, erklärt Riesner.
Caesar lobt Bundesforstengagement
Auf dem Weg in den Waldbestand der Kellerberge lobt Caesar das Engagement des Bundesforstes auf den DBU-Naturerbeflächen und die wirtschaftliche Planung durch Dr. H. Otto Denstorf von der DBU-Tochter: „Die Betreuung und Pflege durch engagierte, motivierte und kompetente Forstleute des Bundesforstes ist vorbildlich. Mein Dank gilt auch Otto Denstorf für die sehr gute fachliche Begleitung.“ Seit 2008 hat die DBU-Tochter schrittweise bislang 47 Flächen mit rund 60.000 Hektar vom Bund als Teil des Nationalen Naturerbes übernommen, um sie als Treuhänderin für nachfolgende Generationen zu erhalten. Für die Betreuung der Liegenschaften setzt die Osnabrücker Gesellschaft weiterhin auf die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), Sparte Bundesforst.
Auf neun Hektar Wald keine Nutzung mehr geplant
Auf den Naturerbeflächen verfolgt die DBU-Tochter neben der Pflege etwa vom Offenland eine zweite Naturschutzstrategie: So soll sich beispielsweise im Wald der Lebensraum langfristig ohne menschlichen Einfluss entwickeln dürfen. „Bevor wir die Natur Natur sein lassen, bringen wir Licht in die Wirtschaftswälder, um den Renaturierungsprozessen auf die Sprünge zu helfen“, erläutert Riesner die geplanten Strukturhiebe des kommenden Jahres. Auf neun Hektar Waldfläche ist es in den Kellerbergen bereits soweit, dass die DBU-Tochter die Nutzung einstellen kann. „Es ist schön zu sehen, wie sich ehemals militärisch genutzte Flächen hin zu Kernzonen des Naturschutzes entwickeln. Sie sind bei der DBU in guten Händen“, resümiert Caesar am Ende der Wirtschaftsplanbereisung.