Projekt 22499/01

Entwicklung und Erprobung von Methoden für die ergebnisorientierte Honorierung ökologischer Leistungen im Grünland Nordwestdeutschlands

Projektträger

Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA)
Hof Möhr
29640 Schneverdingen
Telefon: 05199/989-13

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Grünlandfläche Nordwestdeutschlands ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Um Flächenverlust und Artenverarmung entgegen zu wirken, gibt es unterschiedliche Naturschutzprogramme, die Verträge mit Landwirten zur Förderung bestimmter Handlungen oder Unterlassungen bei der Grünlandbewirtschaftung vorsehen. Um die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft weitergehend zu fördern und neue Gestaltungsspielräume zu schaffen, werden verstärkt ergeb-nisorientierte Ansätze diskutiert, die eine Honorierung vom Erreichen bestimmter naturschutzfachlich begründeter Ziele auf der Fläche abhängig macht. Nach ersten positiven Erfahrungen mit einem solchen Fördersystem in anderen Regionen Mitteleuropas zielt dieses Projekt darauf ab, für den nordwestdeutschen Raum die fachlichen Grundlagen für eine entsprechende Ergänzung bestehender Konzepte des Vertragsnaturschutzes zu erarbeiten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Untersuchungsgebiete wurden mit der Mittel- und Unterelberegion, dem Fuhrberger Feld, dem Allertal, dem Fehntjer Tief in Ostfriesland und dem Hügelland des Landkreises Northeim repräsentative von Grünland geprägte Landschaften Nordwestdeutschlands ausgewählt. Die Erfassung naturschutzfachlicher Qualitäten des Grünlands konzentriert sich auf die Vegetation. In den Untersuchungsgebieten wer-den jeweils rund 30 Grünlandflächen unterschiedlicher Ausprägung ausgewählt und nach Biotoptypen kartiert. Es soll eine standardisierte und einfach zu handhabenden Erfassungsmethode (Transektbegehung) erarbeitet und erprobt werden. Es wird ferner geprüft, inwieweit die Indikation über eine rund 40 Pflanzenarten/-gruppen umfassende Kennartenliste hinreichend präzise Bewertungen der Grünlandausprägung und eine Definition von Schwellen für die Honorierung ökologischen Leistungen der Landwirtschaft ermöglicht. Auch alternative Erfassungsmethoden werden geprüft und evaluiert. Mit dem Ziel einer eigenständigen Anwendung der Bewertungsmethode durch die Landwirte werden Schulungsmaterialien erarbeitet und in ausgewählten Gebieten mit interessierten Landwirten Lehrgänge durchgeführt. Die Er-gebnisse sollen schließlich genutzt werden, um konkrete Vorschläge für die Konzeption eines zielorientierten Honorierungssystems für den gesamten nordwestdeutschen Raum zu unterbreiten.


Ergebnisse und Diskussion

Die Projektergebnisse zeigen, dass die Anwendung der im Projekt entwickelten Transektmethode in Verbindung mit der ebenfalls im Projekt entwickelten einheitlichen Kennartenliste mit 31 leicht zu erkennenden Pflanzenarten(-gruppen), sehr gut geeignet ist, aus Naturschutzsicht förderwürdige Grünlandtypen Nordwestdeutschlands zu identifizieren.
Zu den förderfähigen Beständen gehören die narbenechten extensiv genutzten Dauergrünlandbestände, die einen gewissen Artenreichtum aufweisen. Hierzu zählen die Frischwiesen und -weiden des mesophilen Grünlands, die Bergwiesen sowie das Feucht- und Nassgrünland. Diese Grünlandausprägungen können mit Hilfe der Transektmethode von dem intensiv genutzten, stark gedüngten Grünland unterschieden werden.
Eine mögliche zweite Förderstufe erlaubt zusätzlich eine Differenzierung innerhalb des förderwürdigen Grünlands, indem die durch besonders hohen Artenreichtum und hohe Schutzwürdigkeit charakterisierten Flächen eine besondere Beachtung finden. Damit ergibt sich insgesamt eine Differenzierung der Bestände gemäß Biotoptyp und Artenreichtum der Grünlandschläge.
Rote Liste-Arten treten mit größerer Wahrscheinlichkeit auf den förderfähigen Flächen auf. In der Honorierung der ökologischen Leistung ist neben dem Erhalt der Biodiversität der Schutz der Naturgüter Boden, Wasser und Luft aufgrund umweltgerechterer Grünlandbewirtschaftung eingeschlossen.
Wie die Erprobung mit den Landwirten gezeigt hat, ist das ergebnisorientierte Honorierungskonzept bei den beteiligten Landwirten ganz überwiegend auf Zustimmung gestoßen. Es hat sich gezeigt, dass die Methode schnell zu erlernen, einfach anzuwenden und gut reproduzierbar ist. Sie orientiert sich am aktuellen Zustand eines Grünlandbestands anhand der Anzahl vorzufindender Kennarten. Entsprechend zielt das abzuleitende Honorierungskonzept auf die Erhaltung (noch) artenreichen Grünlands und weniger auf die Entwicklung artenärmeren zu artenreichen Grünlands ab. Der Erhalt wertvoller Grünlandvegetation ist aus Sicht des Naturschutzes auch vorrangig, da die Wiederherstellung artenreicher Bestände i.d.R. einen langen Zeitraum beansprucht und keinesfalls in jedem Fall gelingt. Allerdings sollten weitere Förderinstrumente auch den Entwicklungsaspekt von Grünlandbeständen berücksichtigen (z. B. Maßnahmen zur Ausmagerung der Standorte, Wiedervernässung, Heublumenansaat etc.).
Nur bedingt lassen sich nach dieser Methode die von Natur aus artenarmen, gleichwohl aus Naturschutzsicht wertvollen Grünlandausprägungen wie Übergänge zu Kleinseggensümpfen und Borstgrasrasen erfassen, die allerdings nur einen kleinen Flächenanteil einnehmen. Auch bestehen Bedenken darüber, ob die hochgradig artenreichen Grünlandbestände, wie sie innerhalb der Bergwiesen oder Stromtalwiesen anzutreffen sind, durch die hier entwickelte Methode ausreichend gefördert werden können, ohne dass die Gefahr einer Verringerung der Artenvielfalt durch intensivierte Bewirtschaftung besteht, bei der die festgesetzten Förderkriterien jedoch weiterhin erreicht werden. Für diese und ähnliche Grünlandtypen ist eine ergebnisorientierte Honorierung nach der hier vorgestellten Methodik durch weitere Fördermaßnahmen zu ergänzen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Als Medien zur Öffentlichkeitsarbeit wurden u.a. genutzt: Internet (www.artenreiches-gruenland-nwd.de), Projektflyer (Auflage: 1.500 Stück), diverse Artikel in regionalen Zeitungen, Beiträge in Fachzeitschriften, Workshops und Seminare (Statusseminar am 01.12.04 (32 Teilnehmer), Fachgespräch am 11.05.05 (27 Teilnehmer), Abschlussseminar am 16./17.02.06 (ca. 100 Teilnehmer)), Abschlusspublikation (257 S., Auflage: 800 Stück).


Fazit

Die im Projekt entwickelte Methode ist sehr gut zum flächendeckenden Einsatz im Grünland Nordwestdeutschlands geeignet. Anders als bei handlungsorientierten Förderprogrammen, in denen das Angebot der jeweiligen Maßnahme sinnvollerweise entsprechend der jeweiligen Zielsetzung auf bestimmte Förderkulissen eingeschränkt wird, ist eine vorgegebene Kulisse bei der ergebnisorientierten Honorierung nicht notwendig. Da die Honorierung nur bei vorliegendem Ergebnis gewährt wird, ist ein effizienter Mitteleinsatz durchweg gegeben. Die Methode und ein entsprechendes Förderprinzip sind zudem sehr gut für ein landesweites Angebot, auch außerhalb der großen zusammenhängenden Grünlandgebiete der Niederungen und Auen, geeignet.

Übersicht

Fördersumme

221.703,00 €

Förderzeitraum

01.07.2004 - 31.07.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation