Projekt 20902/03

Beseitigung der Hochwasserschäden an der Klosterkirche St. Heinrich in Pirna (Teil des Soforthilfeprogramms zur Beseitigung von Hochwasserschäden an national wertvollen Kulturgütern)

Projektdurchführung

Kath. Pfarrei St. Kunigunde
Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 2
01796 Pirna

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Elbehochwasser überflutete die Klosterkirche bis in eine Höhe von ca. 2,50 m.Das dabei geschädigte Kunstgut SPÄTGOTISCHER FLÜGELALTAR, HOLZGESTALTUNG VON FRIEDRICH PRESS FÜR DEN ALTARRAUM DER KLOSTERKIRCHE, FRESKEN DES 15. JH. Ist res-tauratorisch zu bearbeiten und dabei wieder in einen dem Kunstwerk angemessenen Zustand zu versetz-ten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZusätzlich zu den notwendigen Arbeiten am Kunstgut selbst wurde der Auftrag zur sicheren Feststellung von Klimadaten in der Klosterkirche an das IDK erteilt.
Die Restaurierungen werden im Sommer 2003 begonnen und bis August 2004 abgeschlossen
Spätgotischer Flügelaltar
Aus dem Bericht der Restauratoren:
Restaurierungskonzept
Anliegen der Restaurierung war es, nach der massiven Störung und Gefährdung des Objektes durch das Hochwasser zunächst die erhaltene Substanz wieder zu sichern, um sie langfristig erhalten zu können. Dazu waren folgende Arbeitsschritte erforderlich:
- Konservierung der Fassung, Schimmelbekämpfung, Konservierung des Trägers und Sicherung der konstruktiven Verbindungen
Darüber hinaus sollte die Restaurierung genutzt werden, um mit dem gewachsenen Bestand wieder eine gepflegtere, klar ablesbare Erscheinung des Kunstwerkes zu erreichen.
Predella
Bei dem Neubau der durch das Hochwasser völlig zerstörten Predella wurde eine veränderte der Entstehungszeit (um 1510 in Thüringen) angepasste Form der Predella mit Farbfassung ausgeführt.
Wandmalerein in der Klosterkirche
Aus dem Bericht des Restaurators:
Grundsätzlich befand sich das untere Drittel der Südwandmalerei und die an den Wänden eingeritzten Weihekreuze unter Wasser.
Mit dem Beginn des Auftrages zur Konservierung der Wandmalerei konnten keine nennenswerten Schäden beobachtet werden.
Nach über einem Jahr, während der Arbeiten wurde plötzlich massive Salzkrustenbildung festgestellt, die zur Änderung des vereinbarten einfachen Restaurierungskonzeptes zwangen.
Der 1952 aufgebrachte Ergänzungsputz im unteren Drittel des Bildes war fest, konnte jedoch die Ursache für die späte Salzablagerung sein. Die Auswertung der entnommenen Putzproben ergaben die Notwendigkeit der Putzentfernung und des Neuputzens mit einem traditionellen Kalkmörtel. Das Wandbild wurde in Abstimmung und nach den Festlegungen des LfD Sachsen ausgeführt und abgenommen.
Altargestaltung von Friedrich Press
Der Zustand im Mai 2003 nach dem weitgehendem Abtrocknen war gekennzeichnet durch etwa 60 Einzelteile allein von Ambo und Mensa. Die mit Melaminharzklebstoff (Leuna-Leim) verleimten Holzteile sind durch das starke Quellen aufgeleimt, gerissen und verworfen.
Aus dem Bereicht des Restaurators
Somit formuliert sich das restauratorische Ziel, alle Teile von Schimmel zu reinigen, die teilweise geöffneten Leimfugen noch komplett zu öffnen, eine Abreinigung der Leimreste vorzunehmen, wenn möglich, eine Rückformung von verworfenen Holzteilen zu erreichen und eine Wiederverleimung durchzuführen.
Altartisch und Ambo
Ein weitere gravierender Schaden ist ein biologischer Befall (Schimmelpilze). ... Der Pilz ist aber nur oberflächlich in das Holz hineingewandert. Oft ist das feine Netz der Myzelstränge erkennbar. Alle Schäden wurden kartiert und bildeten den Rahmen für die Restaurierung.
Der alte Leim wurde entfernt, die Pilze wurden mit 70%igem Alkohol abgetötet und alle Teile neu verleimt (Bindan - P Holzleim Propellerleim B3 - Leim, BINDULIN-WERK).
Die noch vorhandenen offenen Fugen der zusammengesetzten Arme wurden mit Lindenspänen ausgesetzt. Ganz feine Fugen, besonders im Hirnholzbereich wurden aus konservatorischen Gründen gekittet.
Raumschale
Die mit hoher Salzbelastung gekennzeichneten Bereiche des betroffenen Innenputzes an der Ostseite wurden mit einer Calsitherm belegt. Die in dieses Material wandernden Salzionen werden gespeichert und nach dem Entfernen mit entsorgt.
Dieser Versuch zeigte positive Ergebnisse was die Entsalzung hochbelasteter Bereiche betraf.
Die besonders stark geschädigten Putzbereiche wurden entfernt und mit einem Kalkputz neu geputzt.


Ergebnisse und Diskussion

Die erreichten Ergebnisse haben die Erwartungen weit übertroffen.
Die vielen freiwilligen unbezahlten Stunden, die von den Gemeindegliedern und Helfern zur Schlammbeseitigung, Bergung aller durch das Wasser betroffenen Teile des Kunstgutes geleistet worden sind haben sich in besonderer Weise gelohnt. Mit der Restaurierung des Kunstgutes wurde diesem historischen sakralen Raum die Würde wiedergegeben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Dokumentationen der Restauratoren zur Erhaltung des Kunstgutes sind sowohl im Archiv der Katholischen Pfarrei St. Kunigunde in Pirna als auch im Landesamt für Denkmalpflege einzusehen.
Der Architekt nutzt seine Position als Professor für Baukonstruktion und Bausanierung zur detaillierten Weitergabe der beschriebenen Ergebnisse an die zukünftigen Architekten und Bauingenieure.


Fazit

Neben der für die katholische Pfarrei, für Pirna und alle Besucher wichtigen erfreulichen Wiederherstellung aller vom Hochwasser betroffenen Bereiche der Kirche sind Fachdiskussionen und die Arbeit an neuen Lösungen zur Entfeuchtung und Entsalzung von Mauerwerk und Putzen aufgenommen worden, die verallgemeinert über den Rahmen der Schadensbeseitigung durch Hochwasser hinausgehen.
Für die Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Soforthilfeprogramm zur Beseitigung von Hochwasserschäden an national wertvollen Kulturgütern sei an dieser Stelle besonders gedankt. Über die vielfältigen gezielt eingesetzten Hilfen konnte der entstandene Schaden an der Klosterkirche ohne nennenswerte Verluste beseitigt werden.

Übersicht

Fördersumme

117.788,00 €

Förderzeitraum

04.11.2002 - 30.09.2004

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik