Otter-Zentrum in Hankensbüttel gerettet: Bundesstiftung Umwelt gibt 4,3 Millionen

Zuschuß trotz offener versicherungsrechtlicher Fragen - Konzeption ausgebaut

Hankensbüttel/Osnabrück. Das Otter-Zentrum in Hankensbüttel, eines der bedeutendsten Umweltzentren in Deutschland und touristische Hauptattraktion im nordöstlichen Niedersachsen, wird überleben. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer beschloß am Wochenende in Bonn, für den Wiederaufbau des durch Brand fast völlig zerstörten Zentrums rund 4,3 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Damit will die größte Umweltstiftung Europas ungeachtet zur Zeit noch offener versicherungsrechtlicher Fragen sicherstellen, daß sich in Hankensbüttel auch in Zukunft ganzheitliche Bildung nach Pestalozzis Grundsätzen lehren läßt: Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Generalsekretär Fritz Brickwedde: "Wir müssen zur Zeit davon ausgehen, daß sich die rechtliche Klärung um den Brandschaden noch mindestens ein Jahr hinziehen wird. Der augenblickliche Schwebezustand hätte dazu geführt, daß Betriebs- und Personalkosten weiterlaufen, Einnahmen aber weitgehend ausbleiben. Das hätte die Kontinuität der erfolgreichen Arbeit und damit das Zentrum in seinem Bestand bedroht."

Die Aktion Fischotterschutz hatte Ende der 70er Jahre von der Samtgemeinde Hankensbüttel ein als "Haus des Gastes" errichtetes Gebäude übernommen und dort im Mai 1988 das Otter-Zentrum eröffnet, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung weiter. Im Verlaufe weniger Jahre habe sich das Zentrum zu einem der bedeutendsten in Deutschland entwickelt. Rund 110.000 Besucher pro Jahr hätten dafür gesorgt, daß sich das Zentrum ohne institutionelle Förderung selbst getragen habe und die erforderlichen Mittel für den laufenden Betrieb eigenständig erwirtschaftet worden seien. Am 2. Dezember des Vorjahres war das Hauptgebäude des Zentrums durch Brand dann fast völlig vernichtet worden.

Ziel des - alten und neuen - Zentrums mit seinen Schwerpunkten Umweltbildung, Forschung, Biotopentwicklung und internationale Kooperation sei es, sich nicht nur auf "Öko-Freaks" und Schulklassen zu fixieren, sondern vor allem auch auf die Bevölkerungsschichten, die dem Thema Umwelt- und Naturschutz noch eher gleichgültig gegenüberstehen. Bei ihnen solle Interesse am Naturschutz geweckt werden, sie sollten in die Lage versetzt werden, eigene Positionen zu dieser Thematik zu entwickeln. Der Mensch solle über seine eigene Stellung und die der Menschheit im gesamten Naturhaushalt nachdenken und sich als Bestandteil dieser Natur begreifen. Das Zentrum wolle aufzeigen, wie ökologische Prozesse bewahrt und geschützt beziehungsweise gelenkt oder wiederbelebt werden können, wobei Aspekte wie Arten-, Biotop- oder Umweltschutz als Instrumente dienten.

Diese Konzeption des alten Otter-Zentrums werde im neuen allerdings noch ausgeweitet. So sollen im Rahmen der Bildungsarbeit Nachwuchskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung als neue Zielgruppe angesprochen, die Einbindung in die Region noch weiter vorangetrieben werden. Neben bestehenden festen Arbeitsgruppen in den Bereichen Landwirtschaft und Fremdenverkehrsgewerbe sollten zukünftig auch Arbeitsgruppen zur Entwicklung eines regionalen Verkehrskonzeptes und zu Fragen der Flächenversiegelung aufgebaut werden. Vorträge, Demonstrationen, Ausstellungen und Beratungsveranstaltungen zu Themen wie Fassadenbegrünung oder Müllvermeidung sollten von außenstehenden Institutionen durchgeführt werden können, denen das Zentrum dafür die nötige Plattform biete.

Neben der inhaltlichen Optimierung sei auch eine wirtschaftliche Optimierung für den Neuaufbau angestrebt, die sich etwa aus deutlichen Umsatzsteigerungen durch die Erweiterung des Seminar- und Tagungsangebotes ergeben soll, aber auch durch eine Verbesserung des gastronomischen Angebots oder Kosteneinsparungen beispielsweise beim Energieverbrauch. Der Wiederaufbau und die Optimierung des Hauptgebäudes sollen in zwei Projektphasen erfolgen. In der jetzt von der Stiftung unterstützten ersten Projektphase sei die Sanierung der vorhandenen Gebäudereste, die Umgestaltung der Außenanlagen, die Erstellung des Verbindungsbaus, die Schaffung von Seminarräumen, die Wiederherrichtung der Bibliothek - eine der größten privaten Umweltbibliotheken Deutschlands - und das Erstellen der Medienräume vorgesehen. Die Erweiterung solle dann nach erfolgter Wiedereröffnung und den Erfahrungen aus der ersten Phase in Angriff genommen werden.

Brickwedde: "Das Otter-Zentrum ist in den sechs Jahren seines Bestehens stets eigene Wege gegangen und hat sich ein eigenes Profil erarbeitet. Ob der Versuch, neue Zielgruppen anzusprechen, ob die breitangelegte Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Region, ob das Einbeziehen berufsbezogener Fortbildung, ob der Austausch zwischen Forschung, Naturschutzpraxis und Bildung oder die Entwicklung neuer methodischer Bildungsansätze - die innovativen Ansätze des Otter-Zentrums ließen sich in vielem ablesen. Dies alles wegen eines juristischen Schwebezustands aufs Spiel zu setzen, hätten wir nicht verantworten können."

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